Affiliate-Programme und Test-Portale
Blogger zeigen auf YouTube und in sozialen Netzwerken, welche Dinge sie verwenden. Vermeintliche Test-Portale schreiben lange Texte und reihen Produkte in Bestenlisten ein. Vielen Kunden ist nicht bewusst, dass dahinter ein Geschäftsmodell stecken kann: Beim so genannten Affiliate-Marketing zahlen Händler pro Klick oder pro Kauf eine Provision, wenn der Kunde von dem Partner, also einem Blogger oder einem vermeintlichen Test-Portal, vermittelt worden ist.
Das funktioniert so:
- Blogger und Test-Portale verlinken auf die Produktseiten im Shop eines Händlers. Weil die Links angepasst sind, wird erkennbar, wo Sie als Besucher des Shops herkommen.
- Häufig wird nachher ein bestimmter Betrag als Provision gezahlt das kann schon nach einem Klick passieren oder erst nach erfolgtem Einkauf. Häufig richtet sich die Höhe der Provision nach dem Warenwert.
- Für einige Blogger und Betreiber von Test-Portalen mag die Überlegung sein: Je besser sie Produkte bewerten, je teurer diese sind und je mehr Bewertungen sie schreiben, desto mehr Geld verdienen sie dabei.
Vermeintliche Produkttests erwecken oft den Anschein, es sei objektiv geprüft und verglichen worden. Da reihen sich Produkte in Tabellen aneinander, es gibt Noten für Teilbereiche und "Test-" oder "Vergleichssieger".
Einige Autoren haben die Produkte tatsächlich aber nicht einmal in der Hand gehalten. Sie schauen dagegen zum Beispiel in Produktinfos der Hersteller und sichten Rezensionen auf großen Verkaufsplattformen. Nach welchen Kriterien daraus ein Testergebnis entsteht, ist nicht nachvollziehbar. Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat daher schon Portale wegen Vortäuschung von Produkttests abgemahnt.
Viele dieser vermeintlichen Testportale nutzen Affiliate-Programme, Hinweise darauf sind auf den Seiten aber oft versteckt. Verbraucher können so nicht auf den ersten Blick erkennen, dass die Seiten vor allem den finanziellen Interessen ihrer Betreiber dienen.
Bei Test-Portalen können Sie darauf achten:
- Sind die Links in die Shops der Händler ungewöhnlich lang und befinden sich darin viele sinnfreie Zahlen- und Buchstabenkombinationen? Affiliate-Links werden meist auf diese Weise ergänzt.
- Werden eher teure Produkte am besten bewertet?
- Gibt es überhaupt eine nennenswerte Anzahl schlechter Bewertungen?
- Führen die Links zu einem großen Teil in die Auftritte derselben großen Händler? Achtung: Der verlinkte Shop eines Händlers bietet oft gar nicht den besten Preis. Schauen Sie sich bei mehreren Anbietern um, wo Sie am günstigsten kaufen können!
Produkttester-Clubs und Vorteilsprogramme
Einige Online-Händler lassen zwar Bewertungen aller Käufer zu, behandeln aber einige Tester bevorzugt. Diese werden dann zum Beispiel in Produkttester-Clubs aufgenommen. Teilweise bekommen sie neue Produkte früher als alle anderen geliefert. Teilweise bekommen sie sie gratis.
Die Risiken dabei: Solche Tester können sich durch die Aufnahme geschmeichelt fühlen und freuen sich über früher oder kostenlos gelieferte Waren. Außerdem bangen sie bei zu vielen schlechten Bewertungen vielleicht um ihren Status beim Händler. Ihre Bewertung kann deshalb besser ausfallen, als sie es ohne diese Sonderstatus des Testers gewesen wäre.
Manche Portale nutzen diese Auszeichnungen zur Motivation der Bewerter, ausführliche Bewertungen abzugeben. Das kann dann durchaus nützlich sein. Schlecht ist es aber, wenn die Bewertung durch Geschenke, Gutscheine oder Geld belohnt wird. Das müsste dann eigentlich gekennzeichnet werden, wird es aber nicht immer.
Bei Bewertungen in Shops können Sie darauf achten:
- Gibt es Bezeichnungen für manche Verfasser von Bewertungen? Die mögen gut klingen hinterfragen Sie aber, ob es sich tatsächlich um einen besonders kritischen Tester handelt oder ob Ihnen geschmeichelt werden soll.
- Hebt der Händler einzelne Bewertungen hervor? Tests von Mitgliedern solcher Vorteilsprogramme stehen in der Liste teilweise oben.
Portale, die Testberichte sammeln
Je mehr Produkttests desto besser? Einige Anbieter haben sich darauf spezialisiert, viele verschiedene Produkttests zu einzelnen Produkten zu versammeln. Ist es auf vielen Online-Portalen positiv bewertet worden, landet es hier in den Bestenlisten oben.
Achtung: Als Käufer erkennen Sie nun erst recht nicht, nach welchen Kriterien und wie seriös die berücksichtigten Tester vorgegangen sind. Unser Fazit: Viel hilft nicht viel! Achten Sie stattdessen darauf, wie seriös ein einzelner Test ist.
Wenn Laien bewerten
Viele Käufer schildern nach dem Kauf ihren persönlichen Eindruck von den Produkten. Für tiefergehende Beurteilung fehlen ihnen aber die Möglichkeiten:
- Wie bruchsicher ein Koffer ist, wird zum Beispiel erst klar, wenn er mal aus drei Metern höher runter gefallen ist. Dazu liegen in der Regel keine Erfahrungen vor.
- Ohne Fachwissen lassen sich viele Dinge gar nicht beurteilen. Einzelne Online-Apotheken lassen Käufer zum Beispiel gelieferte Medikamente bewerten das kann sogar gefährlich werden.
- Bei unabhängigen, großen Tests, wie sie zum Beispiel die Stiftung Warentest durchführt, werden außerdem viele verschiedene Produkte miteinander verglichen. Denn wie gut ein Produkt ist, zeigt sich häufig erst beim Vergleich mit Alternativen.
Gesponserte Bewertungen müssen gekennzeichnet werden
Erhalten Nutzer Belohnungen für Bewertungen, müssen diese entsprechend gekennzeichnet werden, fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). „Bewertungen sind ein wesentliches Kriterium für die Kaufentscheidung. Aus dem Grund ist es erforderlich, dass Anbieter alle Nutzerbewertungen, egal ob positiv oder negativ, gleichwertig und objektiv ranken“, fordert Lina Ehrig, Teamleiterin Digitales und Medien beim vzbv. „Gesponserte Bewertungen, die mit Geldzahlungen, Schenkungen zu Testzwecken oder Gutscheinen belohnt wurden, müssen als solche gekennzeichnet werden und dürfen keinen Einfluss auf die Gesamtbewertung eines Produktes oder einer Dienstleistung haben“, so Ehrig.