Entscheidend ist nicht, wie viel Eisen dem Körper zugeführt wird, sondern wie viel er davon aufnehmen kann.
Was steckt hinter den Werbeaussagen zu eisenhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln?
Hersteller von eisenhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln nennen im Verwendungszweck sinngemäß die auf EU-Ebene zugelassenen Werbeaussagen, wie zum Beispiel:
- "Eisen trägt zur normalen Bildung der roten Blutkörperchen bei",
- "Eisen leistet einen Beitrag zum normalen Sauerstofftransport im Körper",
- "Eisen spielt eine Rolle beim normalen Energiestoffwechsel",
- "Eisen hat eine Funktion bei der Zellteilung",
- "Eisen trägt zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung bei",
- "Eisen trägt zu einer normalen kognitiven Funktion bei" oder
- "Eisen hilft die normale Funktion des Immunsystems aufrechtzuerhalten"
- "Eisen trägt zur normalen kognitiven Entwicklung von Kindern bei".
Es geht bei diesen Aussagen aber nur darum, dass normale Funktionen aufrechterhalten werden. Es geht nicht um eine Leistungssteigerung oder die Behandlung von krankheitsbedingten Veränderungen. Eine Verbesserung der Körperfunktion wird lediglich erzielt, wenn ein Mangel vorliegt. Müde, abgespannt, blass und unkonzentriert – das muss aber nicht immer an einem Eisenmangel liegen. Dies kann vielfältige Ursachen haben. Tatsächlich ist ein Eisenmangel in Deutschland eher selten.
Zwar hat die Nationale Verzehrsstudie II gezeigt, dass 14 % der Männer und 58 % der Frauen die empfohlene tägliche Zufuhr für Eisen nicht erreichen. Bei Eisen kommt es allerdings nicht nur auf die aufgenommene Menge an, sondern auch darauf, in welcher Form es vorliegt und wie gut der Körper gerade versorgt ist. Diese Faktoren beeinflussen, wie gut Eisen vom Körper aufgenommen wird. Eine Unterschreitung der Zufuhrempfehlung ist also nicht gleichzusetzen mit einem Mangel.
Auf was sollte ich bei der Verwendung von Eisen-Produkten achten?
Wenn Sie nach der Verwendung eines eisenhaltigen Nahrungsergänzungsmittels eine Dunkelfärbung des Stuhls bemerken oder an Magenschmerzen, Übelkeit, Verstopfung oder Durchfall leiden, kann die Ursache eine zu hohe Eisenaufnahme sein. Diese Symptome können nicht durch natürlich eisenhaltige Lebensmittel aber sehr wohl durch Nahrungsergänzungsmittel hervorgerufen werden.
Aufgrund der vorliegenden Erkenntnisse kann derzeit nicht ausgeschlossen werden, dass eine unkontrollierte und längerfristige Verwendung von eisenhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln u.a. das Risiko für die Entstehung von Herz- und Krebserkrankungen sowie Diabetes erhöht. Daher empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung, dass Nahrungsergänzungsmittel nicht mehr als 6 mg Eisen pro Tag enthalten sollten. Zusätzlich sollten eisenhaltige Nahrungsergänzungsmittel einen Warnhinweis tragen, dass Männer, postmenopausale Frauen und Schwangere Eisen nur nach Rücksprache mit ihrem Arzt einnehmen sollten.
Während es für andere Eisenverbindungen keine verbindlichen Höchstmengen gibt, ist für Eisenhydroxid-Adipat-Tartratdas (Nano) eine Höchstmenge von max. 30 mg/Tag für Erwachsene und max. 15 mg/Tag für Kinder und Jugendliche zwischen 4 und 18 Jahren vorgeschrieben. Kinder unter 4 Jahren dürfen diese Eisenverbindung überhaupt nicht bekommen.
Eisenhaltige Nahrungsergänzungsmittel sollten nicht rein vorsorglich verwendet werden, sondern nur nach ärztlich festgestelltem Mangel.
Es sind Wechselwirkungen mit Medikamenten möglich.
Diese Eisenverbindungen sind gemäß EU-Richtlinie 2002/46/EG, Anhang II (Fassung vom 30.09.2022) für Eisen in Deutschland und anderen EU-Ländern in Nahrungsergänzungsmitteln zugelassen:
- Eisencarbonat
- Eisencitrat
- Eisenammoniumcitrat
- Eisengluconat
- Eisenfumarat
- Eisennatriumdiphosphat
- Eisenlactat
- Eisensulfat
- Eisendiphosphat (Eisenpyrophosphat)
- Eisensaccharat
- Elementares Eisen (Carbonyl + elektrolytisch + wasserstoffreduziert)
- Eisenbisglycinat
- Eisen-L-pidolat
- Eisenphosphat
- Eisen(II)-Ammoniumphosphat*
- Eisen(III)-Natrium-EDTA*
- Eisen(II)-taurat
- Eisenhydroxid-Adipat-Tartrat (Nano)*
- Eisen-Milchkaseinat*
* Diese Eisenverbindungen sind als neuartige Zutaten mit Höchstmengen zugelassen.
Wofür braucht der Körper Eisen?
Eisen hat viele Aufgaben im Körper. Die Wichtigsten sind: der Sauerstofftransport von der Lunge zu den Geweben, Speicherung von Sauerstoff in den Muskeln, die Übertragung von Elektronen im Energiestoffwechsel. Außerdem ist es Bestandteil verschiedener Enzyme. Je nach Körpergewicht enthält der Körper 2 bis 4 g Eisen. Das ist mengenmäßig klein, deshalb zählt es zu den Spurenelementen. Etwa 60 % findet sich im Blut (Hämoglobin), 25 % werden in Leber, Milz und Knochenmark (Ferritin und Hämosiderin) gespeichert und etwa 15 % sind an Muskelprotein (Myoglobin) und Enzymen gebunden.
Die ersten Symptome eines Mangels sind Haar- und Nagelbrüchigkeit, trockene Haut, Einrisse in den Mundwinkeln, sowie erhöhte Infektanfälligkeit. Ein fortgeschrittener Eisenmangel kann zu Blutarmut führen und die körperliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Müdigkeit, allgemeine Schwäche und Störung in der Körpertemperaturregulation sind die Folge. Bis es zu einem Eisenmangel kommt, dauert es eine gewisse Zeit, denn der Körper kann sich aus seinen mehr oder weniger gefüllten Eisenspeichern bedienen.
Die Empfehlung für weibliche Jugendliche und Frauen beträgt 15 mg pro Tag, in der Schwangerschaft 30 mg und in der Stillzeit 20 mg. Für die Zeit nach der Menopause werden nur noch 10 mg täglich empfohlen. Die Empfehlung für alle Männer ab 19 Jahren lautet ebenfalls 10 mg pro Tag. Jungen ab 12 Jahren haben dagegen einen erhöhten Bedarf während der Wachstumsphase. Er liegt bei 12 mg Eisen pro Tag.
Der Mittelwert der Eisenzufuhr liegt laut der Nationalen Verzehrsstudie II von 2008 bei Männern bei 14,4 mg/Tag und bei Frauen bei 11,8 mg/Tag. Wachstum, Schwangerschaft, Blutverluste (z.B. Menstruation, länger andauernde Blutungen durch Geschwüre oder chronische Entzündungen im Magen-Darmtrakt) und eine vegetarische bzw. vegane Lebensweise sind Risikofaktoren für einen Eisenmangel.
Demzufolge fehlt sind häufiger Frauen mit starken Blutungen und heranwachsende junge Frauen von einem Eisenmangel betroffen. Ein Mangel bei der männlichen Bevölkerung ist dagegen selten. Hier kommt er am ehesten bei männlichen Senioren aufgrund von chronischen Entzündungen oder Krebs vor. Ansonsten gilt die Eisenversorgung in Deutschland als gut.
Kann ich meinen Tagesbedarf über die Nahrung decken?
Die Aufnahmemenge von Eisen in den Körper ist je nach Lebensmittel unterschiedlich. Eisen aus tierischen Lebensmitteln (Hämeisen, zweiwertiges Eisen) hat eine bessere Bioverfügbarkeit. Es wird zu über 20 % aufgenommen. Aus pflanzlichen Lebensmitteln (Nicht-Hämeisen, dreiwertiges Eisen) beträgt die Aufnahmemenge dagegen kaum mehr als 5 %. Der Rest wird ausgeschieden. Nach WHO-Angaben liegt die Aufnahme von Eisen aus einer Mischkost zwischen 10-15 %.
Durch die geschickte Kombination verschiedener Lebensmittel kann die Eisenaufnahme im Körper verbessert werden. Die wichtigste Substanz ist hierbei Vitamin C. Schon geringe Mengen helfen, um vor allem das Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln besser aufnehmen zu können. Zum Beispiel durch ein Glas Orangensaft zu den Haferflocken oder einem Spritzer Zitrone über dem Linseneintopf. Ähnlich positive Effekte gelten für milchsäurehaltige Lebensmittel wie Joghurt oder Fermentiertes (z.B. Sauerteigbrot, milchsaures Gemüse wie Möhren, Gurken, Bohnen, Sauerkraut oder Kimchi). Darauf sollten vor allem sollten vegetarisch und vegan Essende achten.
Gehemmt wird die Aufnahme von Eisen durch Phytate, die zum Beispiel in (Vollkorn-)Getreideprodukten, Mais, Hülsenfrüchten und Sojaprodukten vorkommen. Andererseits sind gerade diese Lebensmittel auch reich an Eisen. Sie können mit Fleisch, Fisch, Geflügel und Vitamin-C-haltigen Lebensmitteln kombiniert und die Eisenaufnahme gesteigert werden. Auch die Zubereitungsart kann helfen. Durch Einweichen oder Keimen von Getreide und Hülsenfrüchten können die Phytatgehalte reduziert und die Aufnahme verbessert werden. Gehemmt wird die Aufnahme von Eisen in den Körper auch durch Polyphenole wie beispielsweise in Tee und Kaffee, sowie dem Calcium aus der Milch. Deshalb sollten Sie diese Lebensmittel nicht direkt zu den Mahlzeiten trinken.
Insgesamt lässt sich sagen, dass die Kombination von Lebensmitteln wichtiger für die Eisenaufnahme ist, als allein die Höhe des Eisengehaltes einzelner Lebensmittel.