Was sollte bei der Verwendung von Cranberry-Produkten beachtet werden?
Cranberry-Nahrungsergänzungsmittel benötigen keinen "Beipackzettel", der über Gegenanzeigen, unerwünschte Wirkungen oder Wechselwirkungen mit Medikamenten informiert. In Fachkreisen ist aber bekannt, dass falsch verwendete Pflanzenextrakte die Gesundheit schädigen können. Gefährdet sind vor allem ältere Menschen, die regelmäßig Medikamente einnehmen müssen. Auch bei Cranberry-Produkten sind unerwünschte Wirkungen und Wechselwirkungen mit Medikamenten wie z. B. Blutgerinnungshemmern bekannt.
Cranberrys und -saft enthalten Oxalate. Eine Verbindung, die häufig bei Nierensteinen vorkommt. Bei Menschen, die anfällig für Nierensteine sind, ist ein regelmäßiger Verzehr deshalb nicht zu empfehlen.
Was sind Cranberrys?
Die leuchtend rote Cranberry (botanisch: Vacciunium macrocarpon, auch Kranbeere oder großfruchtige Moosbeere genannt) ist im Nordosten Amerikas beheimatet und wird dort großflächig kommerziell angebaut. Sie ist mit der wildwachsenden Preiselbeere in unseren Gebieten verwandt und wurde schon von den amerikanischen Ureinwohnern vielseitig, auch medizinisch, genutzt. Das Fruchtfleisch ist fest, knackig und recht sauer. Der Direkt- oder Muttersaft besitzt einen kräftigen, fruchtigen und säuerlichen Geschmack. Getrocknet ist die Beere wohlschmeckender aufgrund des meist zugesetzten Zuckers. Cranberrys werden inzwischen auch in Deutschland, z.B. in Niedersachsen, angebaut.
Welche Inhaltsstoffe sind in Cranberrys enthalten?
Die Beeren weisen einen hohen Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen wie Proanthocyanidine (PAC, auch OPC) und Antioxidantien auf. PAC sollen nicht nur für die antioxidative Wirkung verantwortlich sein, sondern auch das Anhaften krankmachender Bakterien an die Blasenwand verhindern. Das soll Harnwegsinfekten vorbeugen.
Für die Aussage "kann das Anhaften von Bakterien an die Wände der Harnwege und Blase verhindern" gab es erste Hinweise aus der Forschung. Bakterien wie das Darmbakterium Escherichia coli könnten so besser mit dem Harn ausgeschwemmt werden, was vorbeugend gegen Entzündungen wirken kann. Verantwortlich dafür sollen die Inhaltsstoffe der Cranberry sein, besonders die PAC. Diese Zusammenhänge werden bisher nur vermutet und sind wissenschaftlich noch nicht sicher nachgewiesen; der mögliche Wirkmechanismus ist ebenfalls unbekannt.
So hat die Europäische Kommission 2017 entschieden, dass eine mechanische Wirkungsweise wie das Anhaften von Bakterien an Proanthocyanidine (PAC) höchst unwahrscheinlich ist. Ausschlaggebend ist ein Gutachten der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA), wonach Stoffwechselprodukte der PAC und andere Bestandteile von Cranberrys eher eine pharmakologische Wirkung aufweisen könnten.
Die Europäische Kommission hat "Pulver aus Cranberry-Extrakt" mit einem Höchstgehalt von maximal 350 mg pro Tag als neuartige Lebensmittelzutat in Nahrungsergänzungsmitteln für Erwachsene zugelassen. Verwendet werden darf die Zutat allerdings ausschließlich von der Firma Ocean Spray Cranberry Inc., USA. Die neuartige Zutat ist auch als "Pulver aus Cranberry-Extrakt" zu kennzeichnen und darf nur nach einem bestimmten Verfahren hergestellt werden. Diese Zulassung erfolgte auf der Grundlage von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Daten, die erst im Jahr 2023 veröffentlicht werden. Es soll unter anderen einen hohen Anteil an Proanthocyanidine aufweisen, welche den Blutdruck senken, die Bildung von Tumoren hemmen und die Entstehung von Blutgerinnseln verhindern sollen.
Was sagt der PAC-Wert aus?
Auf vielen Nahrungsergänzungsmitteln werden die Gehalte an Proanthocyanidine (PAC) ausgelobt. Problematisch ist dabei, dass es bis heute keine allgemein anerkannte Methode zur Bestimmung des PAC-Wertes in Cranberry-Produkten gibt. Zudem sagt der Gehalt im Produkt noch nichts über die Bioverfügbarkeit im Körper aus.
Oft wird die Tagesdosis mit 36 mg PAC angegeben. Dies kann auf die französische Lebensmittelbehörde (AFSSA) zurückgeführt werden. Die AFSSA kam 2004 zu dem Ergebnis, dass eine Aussage zur Blasengesundheit sowohl auf Cranberry-Fruchtsaft als auch auf das Pulver zutraf. Die erforderliche Mindestmenge wurde mit 36 mg PAC festgelegt, welche mit einer bestimmten Methode ermittelt wurde. Mittlerweile wird darauf hingewiesen, dass die Datenlage sich verändert hat und die vorbeugende Wirkung nicht mehr bestätigt werden kann.