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Inkontinenz oder Blasenschwäche – was hilft?

Stand:
Viele Menschen sind verzweifelt, wenn sie feststellen, dass sie unter einer Blasenschwäche leiden. Sie ziehen sich aus dem Alltag zurück und wollen verhindern, dass sie „ein sichtbares Problem“ haben - doch es gibt Anlaufstellen und Hilfsmittel.
Jemand hält sich ein Schild mit einem traurigen Smiley vor den Schoß

Das Wichtigste in Kürze:

  • Blasenschwäche ist der unfreiwillige Abgang von Urin, fachlich Harninkontinenz genannt.
  • Harninkontinenz tritt nicht nur im Alter auf. Auch jüngere Menschen können aus verschiedenen Gründen daran leiden.
  • Eine frühe Diagnostik kann bei der Behandlung helfen.
  • Mit gezielten Maßnahmen können Sie Kontinenz fördern und den Alltag mit Inkontinenz vereinfachen.
  • Verschiedene Hilfsmittel der Krankenkasse können das Leben erleichtern.
  • Expert:innen und Selbsthilfeverbände bieten Unterstützung an.
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Was bedeutet Harninkontinenz für die Betroffenen?

Schon immer gehört die Harninkontinenz zu den Tabuthemen. Bei einem Museumsbesuch oder im Konzert tritt ein plötzlich nicht unterdrückbarer Harndrang auf, und nur mit Glück schafft man es zur Toilette - oder auch leider nicht. Betroffene fühlen sich außerhalb ihrer vier Wände unwohl, denn die Symptome bei einer Inkontinenz sind sofort sichtbar und spürbar. Häufig führt dies dazu, dass sich Betroffene aus der Öffentlichkeit zurückziehen. 

Der unkontrollierte Urinverlust wird oft als Rückschritt in die früheste, kindliche Unselbstständigkeit gewertet oder schlichtweg als Schicksal empfunden, womit man leben muss. Dabei leiden in Deutschland rund 10 Millionen Menschen unterschiedlichen Alters unter dem unfreiwilligen Urinverlust.

Zögern Sie nicht, eine Fachärztin oder einen Facharzt aufzusuchen! Fachärztinnen und Fachärzte für Beschwerden bei Harninkontinenz finden Sie in:

  • Hausarzt-Praxen
  • Urologie-Praxen
  • Gynäkologie-Praxen
  • Neurologie-Praxen
  • Geriatrie-Einrichtungen (ab einem Alter von 65 Jahren)

Die Deutsche Kontinenz Gesellschaft bietet eine Expert:innensuche an. Dort sehen Sie in, wo Sie in Ihrer Nähe eine Lösung für Ihre individuellen Inkontinenzprobleme finden.

Gut zu wissen: Mithilfe einer Checkliste der Deutschen Kontinenz Gesellschaft können Sie sich auf den Termin vorbereiten. Die wichtigsten Infos dazu finden Sie ab Seite 22. 

Wie kann ein Arztbesuch helfen?

Sie sollten sich als Betroffene:r nicht mit der Situation abfinden, denn eine Harninkontinenz kann zu gesundheitlichen Problemen führen:

  1. Hautprobleme bis zum Wundwerden durch andauernde Feuchtigkeit und den häufigen Kontakt mit Urin,
  2. Entzündungen der Harnwege,
  3. erhöhtes Sturzrisiko beim eiligen Gang zur Toilette.

Außerdem sind die spürbaren Symptome häufig auch psychisch belastend. Aus Scham, Trauer oder Wut schränken Betroffene ihre Aktivitäten ein oder meiden die Öffentlichkeit. Die Folge: Einsamkeit und soziale Isolation. Dabei kann eine frühzeitige Diagnose helfen, richtige Maßnahmen zu ergreifen und eine Verschlimmerung zu verhindern.

Ausschlaggebend dafür, wie Sie weiter vorgehen, ist die Form der Inkontinenz. 

  1. Die häufigste Form ist die Belastungsinkontinenz, auch Stressinkontinenz genannt. Bei körperlicher Anstrengung wie Heben, Husten, Treppensteigen oder Niesen verlieren Sie ungewollt Urin.
  2. Anders ist es bei der Dranginkontinenz. Dort verspürt die betroffene Person bei gering gefüllter Blase einen überfallartigen, unkontrollierbaren Harndrang. Oftmals schaffen es die Betroffenen dann nicht mehr rechtzeitig zur Toilette. Die Diagnose kann sich mit dem Alter auch ändern. 

Bei jüngeren Frauen überwiegt die Belastungsinkontinenz, besonders nach einer Entbindung. Mit zunehmendem Alter verändert sie sich zu einer Mischform aus der Belastungs- und Dranginkontinenz.

Bei Männern hingegen überwiegt in allen Altersstufen die Dranginkontinenz.

Wie kann ich den Alltag mit Harninkontinenz meistern?

Schon mit kleinen Maßnahmen oder veränderten Angewohnheiten können Sie im Alltag Einiges erreichen:

  • Vermeiden sie koffeinhaltige und oder alkoholische Getränke.
  • Rauchen Sie nicht.
  • Vermeiden Sie starkes Übergewicht.
  • Vermeiden Sie Stress.
  • Beachten Sie die Hygiene und schützen Sie die Haut.
  • Machen Sie ein Toiletten- oder Blasentraining.
  • Überprüfen Sie Ihr alltägliches Verhalten. Führen Sie ein Tagebuch über das eigene Trinkverhalten

Für das eigene Wohlbefinden ist es wichtig, einen Weg mit dem Umgang der Inkontinenz und der Scham zu erlernen. Brauchen Sie weitere Informationen und Praxistipps zur Inkontinenz, können Sie diese in dem ZQP-Ratgeber "Inkontinenz-Praxistipps für den Pflegealltag" nachlesen.

Welche Hilfs- und Heilmittel gibt es?

Harninkontinenz ist therapierbar. Dabei muss die Behandlung individuell auf die Inkontinenzform, ihre Ursache und Lebensumstände der betroffenen Personen abgestimmt werden. Der Arzt oder die Ärztin kann ein passendes Hilfsmittel aus der Produktgruppe 15 des Hilfsmittelverzeichnisses auswählen oder eine therapeutische Behandlung (Heilmittel) verordnen. Am bekanntesten sind aufsaugende Hilfsmittel wie Einlagen, Pants und Schutzhosen. Wann die Kasse die Kosten für Inkontinenzhilfen übernimmt, lesen Sie im verlinkten Artikel. 

Als Alternative können Pessare vaginal eingeführt werden. Sie stützen die Blase und die Harnröhre dann von innen. Im Alltag oder bei sportlichen Aktivitäten wie Yoga oder Tanzen können Vaginaltampons helfen. Sie verschließen durch den Druck die Harnröhre von innen. Für Männer sind Urinalkondomme eine Alternative. Sie haben den Vorteil, dass sie sehr diskret und hautschonend sind. Sie bestehen aus Latex oder Silikon und werden wie ein Kondom benutzt.

Hilfsmittel bekämpfen aber nur das Symptom. Durch gezieltes Training bei einer Physiotherapeutin oder einem Physiotherapeuten können Sie zusätzlich die Muskeln des Beckenbodens und des Bindegewebes stärken. Sie können dieses Training noch durch technische Hilfsmittel steigern, etwa durch ein Biofeedback-Gerät. Sowohl für das Training als auch für Hilfsmittel brauchen Sie eine Verordnung Ihrer Ärztin oder Ihres Arztes. Kontinenz- und Beckenbodenzentren sowie Beratungsstellen stehen Ihnen mit Rat und Tat zur Seite. In der verlinkten Broschüre finden Sie außerdem alles zum Thema Harn- und Stuhlinkontinenz.

Wie bekomme ich das Hilfsmittel?

Wichtig ist die Diagnose des Arztes oder der Ärztin. Nach der Untersuchung suchen diese das für Sie passende Hilfsmittel aus dem Verzeichnis heraus. Damit die Krankenkasse die Kosten übernimmt, stellt Ihnen die Arztpraxis ein Rezept aus, das Sie dann bei der Krankenkasse einlösen. Nach der Genehmigung der Krankenkasse erhalten Sie das Hilfsmittel. Auch Heilmittel wie die Physiotherapie für ein Beckenbodentraining können so verordnet werden. In der Regel nehmen Sie diese Verordnung dann mit zum Physiotherapie-Termin, wo alles Weitere mit Ihnen besprochen wird. 

Nicht immer genehmigt die Krankenkasse das verordnete Hilfsmittel. Dann haben Sie das Recht, sich gegen die Krankenkasse zu wehren.

Wo bekomme ich Hilfe?

Betroffene haben sich außerdem in Selbsthilfegruppen organisiert. Hier finden Sie Gleichgesinnte, mit denen Sie über Ihre Erfahrungen sprechen können, die Ihnen Ärzte empfehlen und Ihnen erklären, wie die Beantragung von Hilfen funktioniert.

Eine Frau erklärt einer anderen eine Inkontinenzhilfe, die sie in der Hand hält.

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