Frauen erhalten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 18 Prozent weniger Bruttoverdienst als Männer. Die Gründe: Viele Frauen arbeiten in schlechter bezahlten Positionen und in Teilzeit. Oft kosten Aufgaben in der Familie so viel Zeit, dass sich Frauen deshalb im Berufsleben einschränken oder mehrere Jahre aussetzen. Das wirkt sich negativ auf das verfügbare Einkommen und auf die Rentenansprüche im Alter aus. Frauen sind im Vergleich zu Männern deutlich gefährdeter, im Alter unter Armut und sozialer Ausgrenzung zu leiden. Aktuell erhalten Frauen in Deutschland im Durchschnitt deutlich weniger Rente als Männer.
Jede Chance zur Weiterbildung nutzen
„Für Frauen ist es deshalb besonders wichtig, sich für das Alter abzusichern und die finanzielle Vorsorge frühzeitig zu planen“, sagt Michael Herte, Fachmann für Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Das beginnt im Idealfall, bevor Kinder oder andere familiäre Verpflichtungen da sind. „Die beste Absicherung gegen Altersarmut sind Berufstätigkeit in Vollzeit und hohe Qualifikation“, so Herte. Seine Empfehlung an Frauen: „Jede Möglichkeit zur Weiterbildung und zum beruflichen Aufstieg nutzen.“ Unterstützung und Beratung zu diesem Thema finden Frauen in Schleswig-Holstein unter anderem beim Angebot „Frau & Beruf“ der Investitionsbank.
Fahrplan für eine bessere finanzielle Vorsorge
1. Zahlen auf den Tisch: Der erste Schritt ist eine Kontenklärung bei der Rentenversicherung. Dabei wird unter anderem geprüft, wie lange und wieviel bei der Rentenversicherung eingezahlt wurde und inwieweit Kindererziehungszeiten angerechnet werden. Am Ende steht eine Prognose über die zu erwartende Rente.
2. Für Selbstständige, Beamtinnen, Frührentnerinnen oder Hausfrauen kann es sich lohnen, freiwillige Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen und damit ihre Einkünfte im Alter aufzubessern. Zum 1. Januar 2024 ist der monatliche Mindestbeitrag für die freiwillige Versicherung in der gesetzlichen Rentenversicherung von 96,72 Euro auf 100,07 Euro gestiegen. Die Rentenversicherung bietet dazu kostenlose Beratung an.
3. Angestellte über 50 Jahre haben die Möglichkeit, Sonderzahlungen nach den Regeln der „Flexi-Rente“ an die Rentenversicherung zu leisten. Dieses Modell bietet die Chance, mögliche Abschläge für vorzeitigen Ruhestand auszugleichen. Wer trotz Sonderzahlungen bis zum vorgesehenen Renteneintritt weiterarbeitet, erhält dann eine höhere Rente. „Das bringt außerdem einen Steuervorteil, da das Finanzamt diese Zahlungen unter bestimmten Bedingungen als Sonderausgaben anerkennt“, so Michael Herte.
4. Riesterverträge bieten vor allem für Mütter mit geringem Einkommen attraktive Zulagen. Aber Vorsicht: Bei der Wahl des Vertrages kommt es auf die Kosten für den Abschluss und die Verwaltung an. In vielen Fällen fallen diese Kosten so hoch aus, dass sie den finanziellen Vorteil aufzehren. Information und Orientierung bieten die Tests der Stiftung Warentest.
5. Für Frauen, die eine flexible Sparform als Ergänzung zur Rente wollen, empfiehlt sich ein Fondssparplan. Voraussetzung: Sie können mindestens 50 Euro im Monat sparen und müssen für mindestens zehn, besser zwanzig Jahre nicht darauf zurückgreifen. Beim Fondssparplan werden wie bei einem Dauerauftrag zu einem festen Betrag in regelmäßigen Abständen Anteile an ausgewählten Fonds gekauft. Vorteil: Wer eine Zeitlang knapp bei Kasse ist, kann den Sparplan einfach vorübergehend aussetzen. Über einen langen Zeitraum können Aktienfonds deutlich höhere Erträge bringen als andere Geldanlagen. Verluste sind bei einem Zeitraum von 20 Jahren bei weltweit gestreuten Aktien ziemlich unwahrscheinlich.