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bonify-App: Welche Daten werden gesammelt und wofür?

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Was steckt hier der bonify-App und wie will sie Nutzer:innen dabei unterstützen, ihre Kreditwürdigkeit zu verbessern? Die Verbraucherzentralen beantworten die wichtigsten Fragen und erläutern, was sie daran kritisch sehen.
Ein Mann hält ein Smartphone in der Hand und tippt mit dem Zeigefinger darauf.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die neue bonify-App verspricht einen kostenlosen Einblick in den eigenen Schufa-Eintrag.
  • Außerdem will die App Menschen dabei unterstützen, die eigene Kreditwürdigkeit zu verbessern.
  • Hinter der App steckt mit der Schufa allerdings genau das Unternehmen, das Auskunft über die Kreditwürdigkeit von Menschen gibt.
  • Wir beantworten die wichtigsten Fragen und erläutern, warum wir das kritisch sehen.
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Was ist bonify?

bonify wurde 2015 von der Forteil GmbH in Berlin gegründet und 2019 als Kontoinformationsdienst zugelassen. Ende 2022 wurde das Berliner Fintech-Unternehmen von der Schufa übernommen und als App vorgestellt. Nach Firmenangaben nutzen die App rund 2 Millionen Menschen. 

Die App gibt vor, die Überwachung und Auswertung der eigenen Finanzlage zu ermöglichen: Wenn man seine Kontodaten hinterlegt, analysiert der Dienst die Kontoinformationen und unterbreitet, kombiniert mit dem abgefragten Schufa-Score, unter anderem Angebote für Finanzprodukte. Dabei tritt bonify als Makler auf und verdient anhand der vermittelten Produkte eine Provision. 

Um die App vollumfänglich nutzen zu können, müssen Sie sich erfolgreich mit Ihren Onlinebanking-Daten, dem Personalausweis oder mittels eID-Funktion des Personalausweises identifizieren.

Welche Informationen bietet die bonify-App? 

Die bonify-App wirbt damit "Mit bonify erhältst Du kostenlosen und schnellen Online-Zugriff auf deine SCHUFA-Daten". Die App verspricht, über Veränderungen der Bonität zu informieren und will helfen, diese zu verbessern. 

Bonify informiert per E-Mail, Push-Nachricht oder SMS, wenn bei der Schufa ein neuer Negativeintrag gespeichert wird - sofern zuvor noch kein solcher Eintrag vorhanden war. Außerdem zeigt die App die bei der Schufa gespeicherten Vertragsdaten, zum Beispiel zu Girokonten, Kreditkarten und Kredite, sowie Anfragen bei der Schufa, etwa zu Krediten und zur Identitätsprüfung.

Allerdings: Die Abfrage des Basisscores ist schon jetzt jederzeit direkt bei der Schufa möglich. Auch ohne App können Sie verlangen, dass die Schufa mindestens einmal jährlich kostenfrei Auskunft über die vorhandenen Daten gibt. Auch wenn sich die Daten des Basisscores ändern, können Sie eine Abfrage der neuen Daten verlangen. 

Der Basisscore kann sich beispielsweise durch kreditfinanzierte Käufe, beglichene Kredite, Inkassoverfahren oder Einträge in öffentliche Schuldnerverzeichnisse ändern. Alle drei Monate aktualisiert die Schufa den Basisscore. Darüber hinaus gibt es bereits jetzt verschiedene Bezahlmodelle bei der Schufa, bei denen man laufend verschiedene Scoringwerte abfragen kann.

Kann bonify den Basisscore verbessern?

Die App enthält einen Finanzmanager, mit dem Nutzer:innen ihre Finanzen im Blick behalten können. Er bietet eine Übersicht über Einnahmen und Ausgaben, analysiert das eigene Finanzverhalten und gibt Tipps zur Verbesserung der Bonität.

In der Werbung verspricht die App zwar, beim Verbessern des Scores zu helfen. In der Praxis beschränkt sich diese Hilfe jedoch vor allem auf Benachrichtigungen über Negativeinträge sowie auf die Bereitstellung von Kontaktdaten zu Partnerauskunfteien.

Gegen mögliche Fehleinträge müssen Sie jedoch selbst vorgehen. Bonify wehrt keine falschen Eintragungen ab. Wenn Sie fehlerhafte Einträge feststellen, können Sie über einen Button in der App direkt Kontakt zur Partnerauskunftei von bonify aufnehmen. Bei weiteren Auskunfteien ist eine eigene Kontaktaufnahme erforderlich.

Wem nützt die bonify-App?

Sie können Basisscores bei der Schufa auch ohne bonify abrufen. Möchten Sie weitere Services der App nutzen, müssen Sie Ihre Bankdaten freigeben. Dabei greift bonify auf sehr sensible Informationen zu, etwa Konto- und Kreditkartendaten sowie auf Kontobewegungen der letzten bis zu 24 Monaten.

Dies geschieht überwiegend im Interesse von bonify. Ziel von bonify ist es unter anderem, passgenaue Angebote für Finanzprodukte zu erstellen.

Auf Basis der Kontodaten macht bonify eigene oder partnerbasierte Vorschläge zur Finanzoptimierung. Dafür werden Daten auch an Partner weitergegeben. Kommt ein Vertrag zustande, erhält bonify eine Provision. Aus Sicht der Verbraucherzentralen möchte der Anbieter also eher etwas verkaufen, statt kostenlos zu informieren.

Für die Kreditvergabe sind weiterhin die Scoringdaten der Auskunfteien entscheidend. Ein provisionsbasiertes Modell hat oft den Nachteil, dass nicht der passendste Kredit empfohlen wird, sondern der mit der besten Provision.

Laut AGB von bonify dürfen die auf der Plattform einsehbaren Bonitätsinformationen nur zur persönlichen Information genutzt werden. Sie dürfen nicht an Dritte weitergegeben werden, etwas als Bonitätsauskunft für Vermieter:innen. Dafür ist ein (meist) kostenpflichtiger Account bei der Schufa notwendig.

Das kritisieren die Verbraucherzentralen

Die Schufa sammelt und verarbeitet Daten und wertet diese nach unbekannten Algorithmen aus. Die Berechnung ist fnicht nachvollziehbar. Das haben die Verbraucherzentralen in der Vergangenheit schon mehrfach kritisiert.

Mit bonify scheint die Schufa neben dem intransparenten Geschäftszweig "Scoring" einen weiteren Wirtschaftszweig zu erschließen: Den Verkauf von Finanzprodukten. Solche Verzahnungen von Geschäftszweigen sind mit Vorsicht zu genießen. Ein großes Risiko: diejenigen, die bei der Schufa einen schlechten, also niedrigen Score haben, könnten direkt an bonify vermittelt werden. Dort bekommen sie zwar einen angeblich schufafreien Kredit erhalten, allerdings zu deutlich schlechteren Konditionen als Verbraucher:innen mit besserem Score. 

Auch die umfangreiche Datensammlung der Schufa wird durch die App wohl weiter vorangetrieben. Auch wenn derzeit kein Datenaustausch zwischen bonify und dem Scoringunternehmen stattfindet, so kann dies aus Sicht der Verbraucherzentralen künftig nicht ausgeschlossen werden. Da völlig intransparent ist, wie die Schufa Daten auswertet, um den Score zu berechnen, sollten Sie ihr oder einem Tochterunternehmen keine weiteren Daten zur Verfügung stellen.

Podcastfolge zum Thema

Weitere Informationen zum Geschäftsmodell der Schufa, der bonify App und unseren Forderungen nach mehr Transparenz gibt es auch zum Hören - in der aktuellen Folge unseres Podcasts genau genommen:

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