Diese locken mit Ersti-Veranstaltungen, kostenfreien Seminaren, Karriere-Trainings oder einfachen Info-Ständen, um letztlich provisionsbasierte Verträge abzuschließen. Die Verbraucherzentralen nehmen das Werben um die künftig lukrative Zielgruppe der Akademiker zum Anlass für eine Warnung: „Geht am besten gleich auf Abstand, wenn Euch jemand auf dem Campus die ‚besten‘ Finanzprodukte verkaufen oder Tipps zum Steuersparen erzählen will. Dahinter stehen immer Verkaufsinteressen”, sagt Michael Herte, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein (VZSH).
Das sind die fünf häufigsten Maschen der Finanzvertriebe:
Infostände und Promotion-Aktionen
Zu Semesterbeginn stehen auffällige Stände in Foyers oder vor der Mensa. Studierende werden mit kostenlosen Giveaways oder Gewinnspielen angesprochen, um Kontaktdaten zu sammeln und Termine für Verkaufsgespräche zu vereinbaren.Kostenlose Seminare und Workshops
Unternehmen engagieren sich zunehmend auch im Hochschulkontext, etwa durch Angebote zu Themen wie „Karriere“, „Steuern“ oder „Altersvorsorge“. Solche Formate sollen Studierende frühzeitig für wirtschaftliche und persönliche Zukunftsfragen sensibilisieren und ihnen praxisnahe Informationen vermitteln. Ein Beispiel hierfür ist die Plattform „Hochschulinitiative Deutschland“, die von der Uniwunder GmbH betrieben wird. An dieser Gesellschaft ist unter anderem die MLP Finanzberatung SE beteiligt. Auch andere Anbieter nutzen vergleichbare Kooperationsmodelle zwischen Bildungsinitiativen und Unternehmen, um Wissen zu vermitteln und den Austausch zwischen Studierenden und der Wirtschaft zu fördern. Die Erfahrung aus der Beratungspraxis der VZSH zeigt, dass bei diesen Angeboten oft persönliche Daten wie Kontaktdaten oder Studieninformationen erfasst werden. Solche kostenlosen Bildungsangebote folgen keinen altruistischen Motiven, sondern werden so als Türöffner genutzt, um potenzielle Kundenbeziehungen für Finanzberatung und Versicherungen aufzubauen.Ansprache erfolgt über Strukturen der Hochschulen
Veranstaltungen auf dem Campus und im Netz werden stellenweise über bestehende Mailverteiler beworben. Vertriebsabsichten sind dadurch schlecht bis gar nicht erkennbar.Direktansprache durch andere Studierende
Teilweise werben Mitstudierende im Freundeskreis oder in Hochschulgruppen für Beratungsgespräche. Die persönliche Ansprache soll Vertrauenswürdigkeit signalisieren und die Hemmschwelle senken.Lockangebote und Rabattaktionen
Mit speziellen „Studententarifen“ für kapitalbildende Lebensversicherungen und Berufsunfähigkeitsversicherungen, gerne auch kombiniert, werden meist günstige Einstiegskonditionen versprochen. Nach einigen Jahren steigt der Beitrag sprunghaft plus einer dynamischen Steigerung von bis zu zehn Prozent jährlich – sodass junge Verbraucher viele Jahre mit Verträgen belastet sind, die sie erst (zu) spät als teuer und ungeeignet erkennen.
Diese und ähnliche Praktiken können für Studierende erheblichen finanziellen Schaden nach sich ziehen. Die scheinbar seriöse Atmosphäre im Hochschulumfeld und auf dem Campus vermittelt ein Gefühl von Vertrauenswürdigkeit – oft zu Unrecht. Damit Studierende solche Vorgehensweisen erkennen und kritisch hinterfragen können, stellen die Verbraucherzentralen eine umfangreiche Informationsplattform bereit: mit aktuellen Hintergrundberichten, einem Podcast sowie zahlreichen praktischen Tipps. So erfahren Studierende, wem sie ihre persönlichen Daten oder ihre Unterschrift besser nicht anvertrauen sollten.
Wer sich umfassend informieren möchte über Vorgehensweisen, Erfahrungsberichte und ein passendes Selbstlernprogramm, findet zahlreiche Informationen auf der Homepage der VZSH.
