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Platzt der Traum vom Eigenheim? VZSH verzeichnet wachsende Nachfrage zu Anschlussfinanzierungen

Pressemitteilung vom
Das Auslaufen der Zinsbindungen wird in den kommenden Jahren für viele Haushalte zu einer echten Bewährungsprobe. Deutlich höhere Belastungen durch die Anschlussfinanzierung lassen sich nicht immer ohne Anpassungen stemmen. Umso wichtiger ist es, rechtzeitig aktiv zu werden, Handlungsoptionen zu nutzen und Unterstützung einzuholen. Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein (VZSH) erklärt, was Verbraucherinnen und Verbraucher in dieser Situation tun können.
Mann sitzt vor Unterlagen, auf denen ein Modell eines Hauses steht. Er bedient einen Taschenrechner.
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Die Zeit der Niedrigzinsen ist endgültig vorbei. Von Mitte 2015 bis Mitte 2022 bewegten sich Bauzinsen auf einem historisch niedrigen Niveau von teils unter einem Prozent pro Jahr. In dieser Phase haben viele Haushalte ihre Eigenheimfinanzierungen abgeschlossen – oft mit Zinsbindungen von zehn oder 15 Jahren. Wer nun in die Anschlussfinanzierung geht, sieht sich mit spürbar höheren Belastungen konfrontiert. Denn seit Mitte 2022 sind die Bauzinsen stark gestiegen und liegen inzwischen meist zwischen drei und vier Prozent.

Steigende Annuitäten treffen auf stagnierende Einkommen und hohe Lebenshaltungskosten

„Viele Verbraucherinnen und Verbraucher staunen, wenn sie die konkreten Zahlen vorgelegt bekommen: Aus ehemals 1,5 Prozent Zinsen sind mittlerweile teils mehr als 3,5 Prozent geworden. Das verdoppelt in vielen Fällen die Zinslast und erhöht die monatliche Rate erheblich“, erklärt Michael Herte, Finanzexperte der VZSH. „Wer während der bisherigen Zinsbindung nicht bereits einen erheblichen Teil des Darlehens getilgt hat, muss sich auf eine deutlich höhere Annuität einstellen –unterm Strich also tiefer ins Portemonnaie greifen.“

Besonders problematisch wird die Situation, wenn das Familieneinkommen nicht im gleichen Maß gestiegen ist – etwa weil ein Elternteil wegen Kinderbetreuung in Teilzeit arbeitet – und gleichzeitig die Lebenshaltungskosten seit der Inflation 2022 spürbar gestiegen sind. In diesem Zusammenspiel aus verschiedenen Faktoren geraten aktuell viele Haushalte in finanzielle Engpässe.

Frühzeitige Planung und ehrliche Bestandsaufnahme entscheidend

Die VZSH rät dazu, spätestens sechs Monate vor Ablauf der Sollzinsbindung die Optionen einer Anschlussfinanzierung zu prüfen. Dazu gehören Forward-Darlehen, Prolongationen oder Umschuldungen. Wichtig ist eine ehrliche Bestandsaufnahme: Reichen Einkommen und Rücklagen, um die höhere Rate langfristig zu tragen? Muss die Tilgung angepasst oder die Laufzeit gestreckt werden?

„In manchen Fällen ist eine grundlegende Umstrukturierung der Finanzierung unvermeidlich“, so Herte. „Wenn sich zeigt, dass die Immobilie dauerhaft nicht mehr finanzierbar ist, sollte auch vor einem freien Verkauf nicht zurückgeschreckt werden. Ein rechtzeitiger Verkauf ist fast immer die bessere Alternative zur Zwangsversteigerung.“

Beratung und Unterstützung durch die Verbraucherzentrale

Betroffene können sich in allen Fragen zur Anschlussfinanzierung und bei drohenden Zahlungsschwierigkeiten an die VZSH wenden. Die Experten unterstützen dabei, tragfähige Lösungen zu entwickeln und rechtliche Fallstricke zu vermeiden.

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wiedergibt.