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Altersarmut im Norden

Pressemitteilung vom
Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein warnt vor dem Abbau sozialer Hilfsangebote wie der Quartiersarbeit
Eine ältere Dame zählt Bargeld, das vor ihr auf dem Tisch liegt
Off

Immer mehr ältere Menschen sind in Deutschland von Armut betroffen – auch in Schleswig-Holstein. Trotz zunehmender Tendenz läuft die Förderung der kostenfreien Unterstützungsangebote der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein (VZSH) für bedürftige Seniorinnen und Senioren Ende 2024 aus.

Die Quartiersarbeit der VZSH bietet kostenfreie Hilfe bei Verbraucherproblemen durch die Digitalisierung, Fakeshops, Haustürgeschäften und anderem Vertragsärger. Diese alltagsnahe Unterstützung in Form von zugänglicher Beratung und Informationsveranstaltungen im Lebensumfeld der Betroffenen läuft Ende 2024 aus. Eine Weiterfinanzierung durch die Landesregierung ist nicht geplant, obwohl immer mehr Rentner im Norden auf Sozialleistungen und weitere Unterstützungsangebote angewiesen sind: Laut Statistischem Bundesamt bezogen im vergangenen März rund 25.000 Senioren in Schleswig-Holstein die Grundsicherung im Alter. Damit hat sich die Zahl der Betroffenen in den letzten 20 Jahren fast verdreifacht.[1] Wie besorgniserregend die Lage ist, macht auch die Armutsgefährdungsquote von Menschen über 65 Jahren deutlich, sie liegt bei über 18 Prozent – damit ist fast jeder fünfte Senior in Deutschland gefährdet, in die Armut zu geraten. 
Gründe für Altersarmut sind in den anhaltenden gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und weltpolitischen Krisen zu sehen. Steigende Preise für Lebensmittel und Energie sorgen dafür, dass die Rente vieler Menschen nicht mehr für den Lebensunterhalt reicht.

Grundsicherung im Alter

Bürger können Grundsicherung im Alter beantragen, wenn kein Vermögen[2] besteht und die Rente nicht zum Leben genügt. Bedingungen sind der Eintritt in die Regelaltersrente und ein Wohnsitz in Deutschland. Außerdem müssen Antragssteller ihre Hilfebedürftigkeit nachweisen. 
Als einfache Faustregel gilt: Wenn das Einkommen einer Person weniger als 1.100 Euro pro Monat beträgt, kann ein Anspruch auf Grundsicherung vorliegen.

Immer mehr Senioren in Armut

Die Grundsicherung im Alter ist gedacht für den notwendige Ausgaben, Unterkunft und Heizung oder die Kranken- und Pflegeversicherung. Es handelt sich dabei um das soziokulturelle Existenzminimum und keinesfalls um Zusatzbudget. Deshalb ist es trotz dieser Unterstützung vielen alten Menschen nicht oder nur sehr begrenzt möglich, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Vereinsamung, schlechte Gesundheit, mangelnde Wohnsituationen bis Obdachlosigkeit sowie die zunehmende Beanspruchung des unter Kürzungen und Personalmangel leidenden medizinischen und sozialen Systems sind die Folgen.
Frauen leben häufiger in Altersarmut als Männer. Sie leisten oftmals mehr Care-Arbeit, arbeiten im Niedriglohnsektor oder in Teilzeit und verdienen durchschnittlich weniger. Andere Gründe, in Altersarmut zu geraten, sind Lücken in der Erwerbstätigkeit sowie mangelnde finanzielle Vorsorge für das Alter.

Quartiersarbeit als Teil von Armutsbekämpfung

Altersarmut ist kein soziales Randproblem und wird in Zukunft immer mehr Menschen betreffen. Es braucht deshalb nicht nur die volle Aufmerksamkeit von Öffentlichkeit und Politik, sondern vielseitige Lösungsansätze zur Bekämpfung und Prävention. Diese müssen die finanzielle und soziale Situation der Bedürftigen verbessern und Menschen im Alter absichern. 
Die Quartiersarbeit der VZSH unterstützt Schleswig-Holsteiner jeder Altersklasse in alltäglichen wie komplexen Verbraucherfragen – Familien, Alleinerziehende, Studenten, Senioren, Erwerbslose. „Wir helfen den Menschen in unserer Beratung, in dem wir ihre wirtschaftspraktischen Kompetenzen stärken und ein Bewusstsein für die eigene Problemlage schaffen. So können sie künftig vorteilhaftere Kaufentscheidungen treffen, ihre Finanzen besser planen und eher für das Alter vorsorgen“, so Stefan Bock, Vorstand der VZSH.

Verbraucherzentrale warnt vor sozialem Abbau

Klar ist: Es braucht mehr als einseitige und kurzfristige Lösungsansätze, sondern vielschichtige Strategien sowie die Zusammenarbeit verschiedener Akteure, um Armut im Norden nachhaltig zu begrenzen: 
„Wir warnen vor dem Abbau sozialer Strukturen wie der Quartiersarbeit in Schleswig-Holstein. Verbraucherschutz ist ein wichtiger Teil der Prävention und Begrenzung von Kinderarmut, Familienarmut und Altersarmut und muss für alle Menschen im Land zugänglich bleiben. Als unabhängige und gemeinnützige Organisation setzen wir uns für die Teilhabe, Inklusion und Integration aller ein“, so Bock.

Über die Maßnahme

Die Quartiersarbeit der VZSH ist ein einzigartiges Informations-, Beratungs- und Bildungsangebot in Schleswig-Holstein und richtet sich an benachteiligte Verbrauchergruppen. Die Maßnahme wird vom Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz des Landes Schleswig-Holstein gefördert – jedoch bedauerlicherweise nur bis Ende 2024.

https://www.verbraucherzentrale.sh/quartiersarbeit


[2] Als Vermögen gelten etwa hohe Bargeldbeträge, Wertpapiere, Sparguthaben oder Haus- und Grundvermögen, Schonvermögen in Höhe von 10.000 Euro für Alleinstehende bzw. 20.000 Euro für Paare und Partnerschaften sind ausgenommen. Quelle: Deutsche Rentenversicherung

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