Die Strompreise für Neukunden sind im ersten Halbjahr 2023 deutlich gesunken. Die günstigsten Energieversorger bieten derzeit Strom für weniger als 30 Cent pro Kilowattstunde an. Die Preise der Grundversorgung liegen aktuell oft bei über 40 Cent pro Kilowattstunde. „Nach den unerwarteten Preiserhöhungen und plötzlichen Lieferstopps bei einzelnen Energieanbietern im vergangenen Jahr kann für Verbraucher ein Wechsel von der Grundversorgung zu alternativen Tarifen oder Anbietern attraktiv sein“, so Carina Vogel, Energieexpertin der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein (VZSH).
Folgende Punkte sind beim Wechsel zu beachten:
- Was sind die Konditionen des aktuellen Tarifs? Wichtige Informationen stehen in den Vertragsunterlagen und auf der letzten Rechnung. Wer seinen bestehenden Vertrag kündigen möchte, sollte in den Vertragsunterlagen nachschauen, welche Kündigungsfrist vertraglich festgehalten wurde.
- Anbieter- oder doch nur ein Tarifwechsel? Wer mit seinem aktuellen Anbieter zufrieden ist, kann nach günstigeren Tarifen bei diesem Anbieter suchen.
- Vergleichen? Doch wo anfangen? Eine gute Orientierung bieten Vergleichsportale. Dabei ist auf die passenden Filtereinstellungen zu achten, damit möglichst viele Anbieter angezeigt werden. Vorsicht: Nicht alle Anbieter sind in Vergleichsportalen zu finden. Oft lohnt es sich, Freunde und Bekannte nach ihren Erfahrungen mit Stromanbietern zu befragen.
- Stromanbieter vor Ort unterstützen? Ein weiterer Aspekt bei der Wahl des Energieversorgers kann die Verbundenheit mit einem regionalen Anbieter und die persönliche Erreichbarkeit des Anbieters über ein Kundencenter sein.
- Wie lang sollte der neue Tarif laufen? Wir empfehlen, sich nicht länger als ein Jahr zu binden. Wer eine gewisse Strompreisstabilität sicherstellen möchte, sollte beim Vertragswechsel auf Preisgarantien achten. Für den Anteil der staatlichen Abgaben auf den Strompreis gibt es allerdings in der Regel keine Preisgarantie. Auch Tarife mit Bonus wirken zunächst verlockend, werden ab dem zweiten Vertragsjahr jedoch oft besonders teuer. Hier lohnt sich das Nachrechnen.
- Welchen Strom beziehen? Wer drauf wert legt, Ökostrom zu beziehen, sollte zudem darauf achten, aus welchen Quellen der Strom beim neuen Anbieter produziert wird. Labels können für Klarheit sorgen.
Strom, der nicht verbraucht wird, spart das meiste Geld
Neben einem günstigen Strompreis wirkt sich auch der Stromverbrauch auf die Höhe der Energiekosten aus. Um eine Entwicklung des eigenen Verbrauchs zu beurteilen, muss der eigene Stromverbrauch bekannt sein. „Um ein Gefühl für den eigenen Verbrauch zu bekommen und mögliche Sparpotenziale aufzudecken, hilft es bereits, den eigenen Verbrauch monatlich zu erfassen und gegenüberzustellen“, so Vogel.
Tipps zum Energiesparen
- Auszeit für Stand-by-Geräte: Das Umweltbundesamt schätzt den Stromverbrauch eines Haushalts, der ausschließlich durch den Standby-Betrieb verursacht wird, auf 360 Kilowattstunden im Jahr. Bei einem Strompreis von 30 Cent pro Kilowattstunde sind das jährlich 108 Euro. Steckerleisten mit An- und Aus-Schalter helfen den Stand-by-Betrieb einzuschränken, insbesondere für Unterhaltungselektronik und PC-Arbeitsplätze.
- Optimale Nutzung: Die Handhabung der Geräte beeinflusst ebenfalls deren Stromverbrauch. Zum Beispiel sollten Gefriergeräte regelmäßig abgetaut und Waschmaschine und Geschirrspüler nur voll ausgelastet genutzt werden. Wer keinen Trockner benutzt und die Wäsche auf die Leine hängt, spart jährlich 200 bis über 500 Kilowattstunden Strom beziehungsweise 60 bis über 150 Euro.
- Weniger ist mehr: Smartphones verbrauchen weniger Strom als Tablets, Tablets weniger als Notebooks und Notebooks weniger als Desktop-PCs.
- WLAN: Viele Router haben sich als wahre Stromfresser erwiesen. Sie können mehr Strom verbrauchen als ein Kühlschrank. Wer das vermeiden möchte, sollte beim Kauf auf den Verbrauch des Routers achten und nur die Funktionen aktivieren, die tatsächlich gebraucht werden. Auch hier gilt: WLAN nur dann einschalten, wenn es genutzt wird. Einige WLAN-Router ermöglichen zudem eine regelbare Nachtabschaltung.
- Stromfresser für Liebhaber: Der Stromhunger von Trockner und Wasserboiler ist meist bekannt. Doch auch im Hobbykeller und Garten gibt es wahre Stromräuber. Die Wasserpumpen in Pool und Fischteich können den Stromzähler ebenso zum Rotieren bringen wie elektrische Saunen, eine Nacht erhellende Außenbeleuchtungen, Aquarien oder Terrarien. Immerhin, allein die Beheizung eines Aquariums auf eine Wassertemperatur auf 28 Grad Celsius führt im Jahr zu einem Stromverbrauch von 600 Kilowattstunden. Bei einem Strompreis von 30 Cent pro Kilowattstunde sind das 180 Euro im Jahr. Die Kosten für Pumpe (44 Kilowattstunden = 13,20 Euro im Jahr) und Beleuchtung (285 Kilowattstunden = 85,50 Euro im Jahr) kommen noch hinzu.
- Heizungspumpen im Dauerbetrieb: Heizungspumpen, die auch im Sommer dauerhaft laufen, treiben den Stromverbrauch in die Höhe. Es lohnt sich, Heizungspumpen außerhalb der Heizsaison auszuschalten.
Fragen zum Energiesparen beantwortet die Energieberatung der Verbraucherzentrale mit ihrem umfangreichen Angebot. Die Beratung findet online, telefonisch oder in einem persönlichen Gespräch statt. Unsere Energie-Fachleute beraten anbieterunabhängig und individuell. Mehr Informationen gibt es auf www.verbraucherzentrale.sh/energieberatung oder 0800 – 809 802 400 (bundesweit kostenfrei) und 0431 – 590 99 40. Die Energieberatung der Verbraucherzentrale wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.
Über die Energieberatung der Verbraucherzentrale
Die Energieberatung der Verbraucherzentrale bietet das größte unabhängige Beratungsangebot zum Thema Energie in Deutschland. Seit 1978 begleitet sie private Verbraucher mit derzeit über 900 Energieberatern und an mehr als 900 Standorten in eine energiebewusste Zukunft. Jedes Jahr werden mehr als 180.000 Haushalte zu allen Energie-Themen unabhängig und neutral beraten, beispielsweise Energiesparen, Wärmedämmung, moderne Heiztechnik und erneuerbare Energien. Die durch die Beratungen eines Jahres bewirkten Energieeffizienzmaßnahmen führen zu einer Einsparung an Energie, die einem Güterzug von über 100 km Länge voller Steinkohle entspricht.