Europäische Vorbilder bei der Nährwertkennzeichnung
Unser Nachbarland Frankreich hat den Nutri-Score bereits 2017 erfolgreich auf freiwilliger Basis eingeführt. Auch Belgien, Spanien, Portugal und Luxemburg haben ihn schon oder werden ihn bald einführen. Die Niederlande und die Schweiz haben die Wirksamkeit des Nutri-Scores anerkannt und ihn für ihr Land empfohlen.
Der Nutri-Score ist z.B. in Deutschland und Frankreich zwar momentan freiwillig, aber wenn ein Hersteller eine vereinfachte Form der Nährwertkennzeichnung angeben möchte, darf er nur den Nutri-Score nehmen. Außerdem muss nach spätestens zwei Jahren Umsetzungszeit die vollständige Produktpalette damit gekennzeichnet sein.
Deshalb ist ein solches Ampelsystem für Lebensmittel in Deutschland wichtig:
- 91 Prozent der Befragten haben im Ernährungsreport 2019 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bekundet, dass ihnen gesundes Essen wichtig ist.
- Nicht-übertragbare Krankheiten (Herz-Kreislauf, Krebs etc.) stellen weltweit die häufigsten Todesursachen dar.
- Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass eine ungünstige Ernährung daran erheblichen Anteil hat.
Die Vorteile des Nutri-Scores
- Der Nutri-Score ist eindeutig und leicht verständlich. Er bietet eine einfache und schnelle Orientierung. Das bestätigt auch eine Studie des Max-Rubner-Instituts.
- Mit ihm lassen sich Produkte innerhalb einer Produktkategorie leicht vergleichen – weil sich der Nutri-Score immer auf 100 Gramm bzw. 100 Milliliter eines Lebensmittels bezieht. So lassen sich gleichartige Produkte bzw. Sorten verschiedener Marken, zum Beispiel Fruchtjoghurts oder Kekse, gut miteinander vergleichen.
- Beim Lebensmitteleinkauf können Sie durch den Nutri-Score problemlos zwischen günstigen und weniger günstigen Produkten unterscheiden. Sie sind in der Lage, den gesundheitlichen Wert eines Lebensmittels einfacher zu beurteilen. Das macht es Ihnen leichter, sich ausgewogen zu ernähren.
- Der Nutri-Score kann dazu beitragen, dass Hersteller ihre Rezepte verändern und die Zusammensetzung ihrer Produkte verbessern.
Die Nachteile des Nutri-Scores
- Der Nutri-Score stellt keine Nährstoffe einzeln dar. Wenn Sie das interessiert, sind Sie weiterhin auf die entsprechende Information in der Nährwert-Tabelle und dem Zutatenverzeichnis eines Lebensmittels angewiesen, die Hersteller aufdrucken müssen. Meist finden Sie sie auf der Rückseite der Verpackung.
- Für Produkte, die unverarbeitet sind oder nur aus einer Zutat bestehen (z.B. Olivenöl, frisches Obst, Gemüse oder Honig), ist der Nutri-Score nicht sinnvoll und auch nicht gedacht. Ein Label wie der Nutri-Score (oder auch die britische Ampel) eignet sich vor allem für komplex zusammengesetzte und stark verarbeitete Lebensmittel.
- Wie bei jedem System, das verschiedene Einflüsse in eine Gesamtwertung zusammenfasst: Schlechte Werte in manchen Bereichen lassen sich durch gute Werte in anderen ausgleichen. Ein Produkt mit gutem Nutri-Score muss nicht bei jedem einzelnen Inhaltsstoff gut abschneiden.
Warum freiwillige Labels uns nicht weiterbringen
Auch wenn die Verwendung des Nutri-Scores nun offiziell in Deutschland erlaubt ist, bedeutet das noch nicht, dass anschließend alle Produkte ein vereinfachtes Nährwertlogo auf der Vorderseite tragen. Die Verwendung bleibt den Herstellern freigestellt. Nur die EU könnte aktuell eine verpflichtende Kennzeichnung vorschreiben.
Für uns ist klar: Es braucht ein einheitliches, europaweites System, das für alle Hersteller Pflicht ist. Sonst droht ein Flickenteppich aus unterschiedlichen Darstellungen, die beim Einkauf kaum helfen, Zusammensetzung und Inhaltsstoffe auf einen Blick zu bewerten und Produkte miteinander zu vergleichen.
So bewerten Sie Lebensmittel ohne Nutri-Score
Für alle Lebensmittelhersteller ist es Pflicht: Auf Verpackungen müssen neben dem Zutatenverzeichnis detaillierte Nährwerte stehen. Brennwert, Fett, gesättigte Fettsäuren, Kohlenhydrate, Zucker, Eiweiß und Salzgehalt des Produkts müssen angegeben werden. Dargestellt sein müssen sie in der Regel als Tabelle. Diese Angaben müssen sich auf 100 Gramm oder 100 Milliliter des jeweiligen Lebensmittels beziehen. Die Hersteller können außerdem zusätzliche Angaben machen.
Die verpflichtende Nährwertkennzeichnung gilt grundsätzlich für alle vorverpackten Lebensmittel. Lose Ware und Lebensmittel, die zum unmittelbaren Verkauf vorverpackt werden, wie Pralinen oder Teegebäck in der Konditorei, sind von der Regelung ausgenommen. Eine Ausnahme bilden auch alkoholische Getränke (obwohl diese oft besonders viel Energie beinhalten und damit potenzielle Dickmacher sind). Außerdem müssen Kleinverpackungen nicht beschriftet werden, deren größte Oberfläche weniger als 25 Quadratzentimeter beträgt (in etwa eine große Streichholzschachtel).
Hersteller können trotz dieser Regelungen durch freiwillige Portionsangaben tricksen. Kleine, oft unrealistische Portionsgrößen wie 1/3 einer Pizza verzerren das Bild. Außerdem können zum Beispiel Frühstückscerealien, die sich in der Aufmachung speziell an Kinder richten, pro Portion (40 Gramm) ganze zehn Gramm Zucker enthalten. Für Erwachsene ergibt das zwar nur elf Prozent der Tageszufuhr – was dann als Wert auf der Verpackung steht. Doch kleine Kinder decken mit der Zuckermenge bereits ein Drittel ab.
Zuckerbomben und Fettfallen entlarven
Rot, gelb, grün: Für Produkte, auf denen noch kein Nutri-Score zu finden ist, hilft Ihnen unser Kärtchen mit den Ampelfarben weiter. Damit können Sie beim Einkauf im Supermarkt Fettfallen und Zuckerbomben enttarnen. Drucken Sie es einfach aus und nehmen Sie es im Portemonnaie mit:

Sie können die Angaben aus den Nährwert-Tabellen auf der Verpackung eines Lebensmittels dann mit dem Kärtchen vergleichen.
Was Hersteller bei Lebensmitteln noch angeben müssen (zum Beispiel Zutaten, Allergene und Mindesthaltbarkeits- / Verbrauchsdatum), haben wir in einem Beitrag zusammengefasst.