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Aktien: Geld und Risiko richtig streuen

Stand:
Wer in die Aktienmärkte investiert, kann auf deutlich höhere Erträge hoffen als bei Zinspapieren. Wichtig ist eine möglichst breite Risikostreuung. Das geht schon mit einem einzigen ETF. Vorausgesetzt, Sie nehmen den Richtigen. Wir erklären, wie Sie eine Geldanlage in Aktien breit streuen.
Ein mann steht vor einer Tafel mit vielen Statistiken und Diagrammen

Das Wichtigste in Kürze:

  • Mit Aktien sind deutlich höhere Erträge möglich als mit sicheren Zinspapieren. Aktien unterliegen allerdings kurzzeitig starken Schwankungen und bergen somit auch höhere Verlustrisiken.
  • Für Aktien sowie grundsätzlich für die Geldanlage gilt: Legen Sie nicht alle Eier in einen Korb. Setzen Sie also nicht auf eine oder wenige Aktien, sondern streuen Sie Ihr Aktienportfolio breit.
  • Wir erklären, welche Anlagestrategien eine breite Risikostreuung sicherstellen und wie Sie eine solche umsetzen können.
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Aktien: rasante Verluste und Kursanstiege

Für den langfristigen Vermögensaufbau setzen viele Anleger:innen auf Aktien, nicht zuletzt auch weil die sozialen Medien und Finfluencer tagtäglich Aktientipps und Anlagestrategien verbreiten. Der Kauf einzelner Aktien ist aber riskant und keine gute Strategie, um Vermögen aufzubauen. Investieren Sie hingegen breit gestreut in Aktienmärkte, können Sie an Dividenden- und Kurserträgen teilhaben, ohne ein Totalverlustrisiko zu tragen.

1 Euro, im Januar 1999 investiert in die Aktienmärkte, ist heute rund 4,5 Euro wert, gemessen an der Entwicklung des Aktienindex MSCI All Country World Index (Stand April 2023). Die langfristige Historie der Aktienmärkte zeigt: Unterm Strich waren die Erträge im langfristigen Durchschnitt jährlich um rund vier Prozent höher als bei sicheren Geldanlagen. Dieser Unterschied zwischen Aktienmarktrendite und Rendite sicherer Zinspapiere wird als Equity Premium (zu Deutsch: Aktienprämie) bezeichnet. Wollen Sie diese "Prämie" einstreichen, müssen Sie aber auch die damit verbundenen Risiken tragen. Machen Sie sich also bewusst, dass zwischenzeitliche Verluste von rund 50 Prozent (so genannter "maximum drawdown", hier für den MSCI ACWI Index in US-Dollar abrufbar) ebenso normal sind wie zwischenzeitliche rasante Kursanstiege.

Podcast: Das Wichtigste zum Nachhören

ETFs, auch Indexfonds genannt, werden häufig als ideale Anlageform empfohlen: kostengünstig und renditestark. Wie ETFs funktionieren und worauf Sie achten sollten, wenn Sie ein eigenes Depot für ETFs anlegen, erfahren Sie in dieser Podcast-Folge.

 

 

Risikostreuung ist das beste und einzige Mittel gegen zu große Verluste

Für Aktien gilt dasselbe wie grundsätzlich für die Geldanlage: Setzen Sie nie alles nur auf eine Karte! Leider verletzen auch sogenannte Finanzberater diese Regel noch immer viel zu oft, indem sie ihren Kunden zu teure und zu riskante Produkte verkaufen. Aber wie viel Risiko wollen Sie tragen? Mehr Risiko bedeutet mehr Renditechance. Wo ist Ihre Schmerzgrenze bei zwischenzeitlichen Wertschwankungen?

Unser Rendite-Rechner kann Ihnen hierbei eine Hilfestellung geben. Nutzen Sie diesen, um sich über Risiken und Renditen bei der Anlage in Aktien zu informieren. Sie können damit ausprobieren, wie sich Ihre Entscheidung für das Verhältnis von (sicherem) Festgeld und (riskanten) Aktien auf die Rendite Ihrer Geldanlage anhand realer Daten seit 1970 ausgewirkt hätte.

Der Vorteil der Risikostreuung: Mal laufen die Aktienmärkte prima, mal zieht sich eine Durststrecke am Aktienmarkt über zehn oder 20 Jahre hinweg. Dann ist es gut, solide Zinserträge aus sicheren Geldanlagen zu haben oder Erträge aus Immobilienfonds. In Krisenzeiten kann auch eine Beimischung von Gold stabilisierend wirken.

ETFs (Indexfonds): breit gestreut in Aktienmärkte

Eine Möglichkeit, breit gestreut in den Aktienmarkt zu investieren, bieten Aktien-Investmentfonds, insbesondere Indexfonds. Diese werden auch ETF genannt (Exchange Traded Funds). Sie bilden die Entwicklung eines bestimmten Index nach. Beim Anlageschwerpunkt Aktien sind es Aktienindizes wie zum Beispiel der deutsche Aktienindex DAX. Das ist natürlich der Klassiker für deutsche Aktien, der inzwischen 40 Aktiengesellschaften enthält.

Aber nur in Deutschland anzulegen, ist nicht ratsam. Eine weltweite Streuung auf 3.000 bis 4.000 Aktien ist in Indizes wie dem MSCI All Country World oder dem FTSE All World enthalten. Sie sind eine grundsolide Geldanlage und auch zur Altersvorsorge gut geeignet. Beachten Sie jedoch: Auch bei ETFs ist ein Auf und Ab unvermeidbar.

Exchange Traded Funds
Sie wollen mehr zu ETFs erfahren? Hier haben wir die wichtigsten Informationen zu Indexfonds für Sie zusammengestellt. Erfahren Sie,

Einfache Anlagestrategien mit Aktien

Die folgende Übersicht zeigt, wie Sie über ETFs breit gestreut in Aktienmärkte investieren können. Das geht recht einfach mit einem Produkt, man kann aber auch noch breiter streuen und in mehr Produkte investieren:

Aktien-Anlagestrategie mit einem ETF

Sie können sich bereits mit der Anlage in einen ETF an der Entwicklung der weltweiten Aktienmärkte und damit an 3.000 bis 4.000 Aktiengesellschaften beteiligen. Dies ist völlig ausreichend. Dazu sollte der ETF zum Beispiel einen der beiden folgenden Aktienindizes nachbilden:

  • MSCI All Country World Index mit rund 3.000 Aktiengesellschaften aus Industrie- und Schwellenländern weltweit
  • FTSE All-World Index mit rund 4000 Aktiengesellschaften aus Industrie- und Schwellenländern weltweit

Sie finden entsprechende ETFs in der Regel, indem Sie entweder direkt im Internet oder im Online Banking Ihrer Bank nach ETFs suchen, die den Namen der oben genannten Indizes enthalten, also MSCI All Country World ETF oder FTSE All World ETF. Es gibt auch Internetseiten speziell zu ETFs, auf denen sie vergleichen können. Oder Sie schauen bei der Stiftung Warentest in den Fondsvergleich. Solange die ETFs exakt denselben Index nachbilden, ist ihre Wertentwicklung sehr ähnlich.

Sie können dann noch zwischen zwei Varianten bezüglich der Ertragsverwendung wählen: entweder die Erträge sind "ausschüttend" oder "thesaurierend". Letzteres heißt, dass Erträge automatisch wieder in denselben Fonds angelegt werden.

Wer es genau wissen will, kann noch die laufenden Kosten der Anbieter sowie die jährliche Wertentwicklung vergleichen. Passen Sie aber beim Rendite-Vergleich immer auf die Währung auf. Die Fondswährung wird ebenso wie die Indexentwicklung manchmal in Euro und manchmal in US-Dollar ausgewiesen. Die Währung spielt für Sie aber keine Rolle, denn weil Sie stets in Euro investieren, tragen Sie so oder so einen ganzen Korb voll von Währungsrisiken. Ihr Geld ist dann in knapp 50 Länder mit ihren eigenen Währungen angelegt.

In Euro gerechnet haben die weltweiten Aktienmärkte 2022 rund 13 Prozent an Wert verloren, in US-Dollar dagegen rund 18 Prozent. Das müssen Sie im Hinterkopf behalten, wenn Sie die Entwicklung verschiedener Fonds vergleichen.

Aktien-Anlagestrategie mit mehreren ETFs

Alternativ zur bequemen Ein-Produkt-Lösung (100 Prozent des Anlagebetrages: Welt) können Sie sich auch ein sehr breit gestreutes Portfolio selbst zusammenstellen. Etwa, indem Sie Indizes auf die wichtigsten Anlageregionen wie Europa, USA, Asien und Schwellenländer kombinieren. Das ist aber nicht unbedingt notwendig und es ist auch nicht gesagt, dass Sie damit langfristig besser fahren. Wenn Sie es lieber einfach mögen, dann bleiben Sie bei der Ein-Produkt-Lösung.

Wenn Sie dagegen noch breiter streuen wollen, dann achten Sie darauf, den Anlagebetrag nicht auf zu viele kleine Beträge aufzuteilen. Wegen der Mindestgebühren für Kauf und Verkauf kann es ansonsten passieren, dass hohe einmalige Kosten auf Sie zukommen, die vermeidbar gewesen wären. In einem ersten Schritt können Sie festlegen, in welchen Anlageregionen Sie welchen Anteil Ihres Geldes investieren müssen.

Bei der Gewichtung der einzelnen Regionen gibt es zwei gängige Ansätze:

  1. Sie können sich daran orientieren, wie hoch der Anteil der Region am weltweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist.
  2. Oder Sie orientieren sich am jeweiligen Anteil an der Marktkapitalisierung. Darunter versteht man den rechnerischen Gesamtwert der in Umlauf befindlichen Aktien.

Da gibt es durchaus einen erheblichen Unterschied. Europa erreicht mit seinem BIP einen Anteil von rund 23 Prozent an der Summe der Bruttoinlandsprodukte weltweit. Der Wert der Aktienmärkte Europas kommt dagegen nur auf einen Anteil von 18 Prozent an dem Wert weltweiter Aktienmärkte. Genau anders herum ist es in den USA: Hier kommt der Wert der Aktiengesellschaften der USA auf einen Anteil von rund 55 Prozent, während das BIP nur rund 28 Prozent des weltweiten BIPs entspricht.

Die Unterschiede sind kulturell und historisch bedingt: In den USA erbringen Unternehmen, die als Aktiengesellschaften börsennotiert sind, einen größeren Teil der Wirtschaftsleistung als dies etwa in Europa der Fall ist. In den USA gehen auch viel mehr Unternehmen an die Börse. Das hat eine lange Tradition. Die Aufteilung auf verschiedene Anlageregionen zielt darauf ab, Wertschwankungsrisiken zu vermindern und an den Erträgen aller Unternehmen beteiligt zu sein.

Wenn Sie die Regionen wie gewünscht gewichtet haben, sollten Sie in einem nächsten Schritt Aktienindizes finden, die die Aktienmärkte der jeweiligen Region gut abbilden. Folgende Übersicht zeigt einige Beispiele für vier Anlageregionen und dazugehörige Aktienindizes sowie deren Anteile am weltweiten BIP bzw. der Marktkapitalisierung.

Region Beispiele für zugehörigen Aktienindex Gewichtung BIP Gewichtung Marktkapitalisierung
Europa STOXX Europe 600, FTSE Developed Europe, MSCI Europe 23 Prozent 18 Prozent
USA S&P 500, MSCI USA, FTSE North America, MSCI North America 28 Prozent 55 Prozent
Schwellenländer MSCI Emerging Markets, FTSE Emerging Markets 39 Prozent 15 Prozent
Sonstige MSCI AC Asia Pacific, FTSE Developed Asia Pacific ex Japan 10 Prozent 12 Prozent

Die hier genannten Aktienindizes sind nicht die einzig sinnvollen, es mag auch geeignete weitere Alternativen geben. Indizes, die vorgeben, ethische oder nachhaltige Kriterien zu berücksichtigen, sind hier auch nicht aufgeführt. Informationen über die Herausforderungen von nachhaltigen Geldanlagen finden Sie in diesem Artikel. Mehr über das Risiko von Greenwashing lesen Sie in diesem Beitrag.

Daneben gibt es auch noch eine Reihe von Indizes, die speziell die Entwicklung mittlerer und kleinerer Unternehmen abbilden, etwa den MSCI World Small Cap, Stoxx Europe Mid 200 oder Small 200, den S&P SmallCap600 oder den Russel 2000 US Small Cap Index sowie den MSCI Emerging Markets SmallCap.

Tipps für den Kauf von ETFs

ETFs können Sie am günstigsten über eine Direktbank oder einen Neo-Broker kaufen. In den Filialen der Banken und Sparkassen und von Finanzvertrieben werden ETFs nicht aktiv angeboten, weil hier keine auskömmliche Provision für die Vermittler anfällt. Wenn Ihnen die selbstständige Suche zu kompliziert ist und Sie Beratung brauchen, sprechen Sie mit Ihrem Vermittler offen über Ihr Anliegen oder wenden Sie sich an Ihre Verbraucherzentrale. Deren unabhängigen Finanzexperten helfen Ihnen gerne. In diesem Beitrag finden Sie weitere Tipps, worauf Sie beim Kauf eines ETF achten sollten. Einen Konditionenvergleich für Depots und Orderkosten verschiedener Banken finden Sie bei der Stiftung Warentest.

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