Warum lässt sich die Verträglichkeit von Eisenverbindungen so schwer einschätzen?
Eisenverbindungen gibt es in vielen verschiedenen Formen, sowohl in Nahrungsergänzungsmitteln als auch in Medikamenten.Aktuell darf Eisen in Nahrungsergänzungsmitteln in 15 verschiedenen Verbindungen angeboten werden, etwa als Sulfat, Gluconat, Fumarat oder Lactat.
Hinzu kommen neue Formen wie Eisenhydroxid-Adipat-Tartrat, auch Nano-Eisen genannt, die erst vor kurzem als neuartige Zutaten zugelassen wurden und von denen man sich eine bessere Verträglichkeit erhofft. Außerdem enthalten auch viele Arzneimittel Eisenverbindungen. Diese Vielfalt macht es schwierig, allgemeingültige Aussagen zur Verträglichkeit und zur individuellen Eignung zu treffen.
Was man auch weiß: Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder Reizdarm entwickelt sich häufig ein Eisenmangel. Wird in einer akuten Krankheitsphase Eisen gegeben, etwa als Nahrungsergänzungs- oder Arzneimittel, schädigt das wiederum die Darmwand, da Eisen zellschädigend wirkt.
Lactoferrin: Alternative zu Eisenpräparaten?
Einige Nahrungsergänzungsmittelanbieter empfehlen Lactoferrin. Es kommt natürlicherweise im Körper vor, bindet zum Beispiel im Blutplasma Eisen und sorgt so dafür, dass Krankheitserreger sich nicht mit Eisen versorgen können.
Lactoferrin ist ein Eiweiß, das aus Milch oder auch aus Colostrum gewonnen wird, also der Milch, die unmittelbar nach der Geburt produziert wird. Es enthält selbst kaum Eisen, kann aber Eisen aus der Umgebung binden.
Es entzieht damit einerseits den Darm-Mikroorganismen, die Eisen für ihr Wachstum benötigen, den nötigen Nährstoff. Gleichzeitig kann Lactoferrin Entzündungen im Körper verringern. Das ist wichtig, weil Entzündungen die Eisenaufnahme im Darm blockieren. Klingt die Entzündung ab, kann der Körper Eisen wieder besser aufnehmen. Unter ärztlicher Aufsicht könnten sie so weniger Eisenpräparate aufnehmen. Das wiederum wirkt sich auf die Verträglichkeit aus.
Derzeit gibt es noch keine festgelegte Höchstmenge für Lactoferrin in Nahrungsergänzungsmitteln oder angereicherten Lebensmitteln, vor allem für die längere Anwendung bei Kindern und älteren Menschen. Deshalb sind weitere wissenschaftliche Studien wichtig, um die langfristige Sicherheit von Lactoferrin besser beurteilen zu können.
Wie aussagekräftig sind Stuhluntersuchungen?
Immer mehr Menschen bauen auf kommerziell angebotene Mikrobiom-Analysen. Die Zusammensetzung der Bakterien im Darm ist ohne Zweifel wichtig für die Gesundheit, doch die Aussagekraft der angebotenen Stuhltests, die angeblich gefährliche Bestandteile der Darmflora erkennen können, ist gleich Null.
Zwar können bestimmte Fehlbesiedlungen nachgewiesen werden. Das betrifft aber nur wenige Erkrankungen, zum Beispiel eine Infektion mit Helicobacter pylori. Gesicherte medizinische Diagnosen sind mit den derzeit angebotenen Stuhlanalysen – egal wie wissenschaftlich sie daher kommen – nicht möglich.
Quellen:
BfR / Mikroco-Wissen: Eisen. Stand: 06.09.2023
Nielsen P (2023): Nebenwirkungen der Supplementation. Einfluss von Eisen auf die Darmflora. MMW - Fortschritte der Medizin 165 (5): 20-22
Rusu IG et al. (2020): Iron Supplementation Influence on the Gut Microbiota and Probiotic Intake Effect in Iron Deficiency—A Literature-Based Review. Nutrients 12 (7): 1993.
EFSA Panel on Nutrition, et al. (2024): Scientific opinion on the tolerable upper intake level for iron. EFSA Journal. European Food Safety Authority, 22(6), e8819.
Demir R et al. (2025): Lactoferrin: Properties and Potential Uses in the Food Industry. International Journal of Molecular Sciences, 26(4), 1404
Malesza IJ et al. (2022): The Dark Side of Iron: The Relationship between Iron, Inflammation and Gut Microbiota in Selected Diseases Associated with Iron Deficiency Anaemia-A Narrative Review. Nutrients, 14(17), 3478
Dentand AL et al. (2024). Current iron therapy in the light of regulation, intestinal microbiome, and toxicity: are we prescribing too much iron? Critical Reviews in Clinical Laboratory Sciences, 61(7), 546–558
Ma Y et al. (2024): Unveiling the unique role of iron in the metabolism of methanogens: A review. Environmental Research, 250, 118495
Storr M (2025): Vom Unsinn von Mikrobiomanalysen. MMW – Fortschritte der Medizin (1), 20.06.2025