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Nahrungsergänzungsmittel Eisen: Wie wirkt sich das auf die Darmflora aus?

Stand:
Zusätzliches Eisen als Nahrungsergänzung kann erheblichen Einfluss auf das Darm-Mikrobiom haben. Die Datenlage ist aber unübersichtlich. Hier erfahren Sie, was Sie darüber wissen sollten.
Eine Frau drückt mit ihren Händen auf ihren Bauch

Das Wichtigste in Kürze:

  • Nicht vom Körper aufgenommenes Eisen aus Nahrungsergänzungsmitteln kann zu unerwünschten Magen-Darm-Problemen führen und das Risiko für bestimmte Erkrankungen erhöhen.
  • Zusätzlich beeinflusst es erheblich die Mikrobiota des Darms. Insbesondere ungünstige Bakterien werden dadurch gefördert, nützliche zurückgedrängt.
  • Lactoferrin gilt als Alternative zu Eisenpräparaten. Jedoch ist die Datenlage zur Langzeitanwendung ungenügend.
  • Verwenden Sie Eisenpräparate und auch Lactoferrin nur nach ärztlicher Rücksprache.
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Eisen als Nahrungsergänzungsmittel: Warum zu viel nicht gut ist 

Eisen ist einer der Nährstoffe, die Sie also besonders vorsichtig handhaben sollten. Der Körper kann Eisen aus der Nahrung nur begrenzt aufnehmen – je nach Eisenform und Nahrungsquelle sind es nur 5 bis 20 Prozent. Diese begrenzte Aufnahmefähigkeit ist vermutlich ein evolutionäre Anpassung, um eine schädliche Überversorgung zu vermeiden. 

Nahrungsergänzungsmittel beeinflussen auch die Darmgesundheit. Besonders bei solchen mit Eisen kann es leicht zu einem Überschuss im Darm kommen. Das kann Magen-Darm-Beschwerden und gegebenenfalls auch Schäden verursachen.

Wenn Sie über längere Zeit zu viel Eisen aufnehmen, könnte das laut aktuellen Studien das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs oder Typ-2-Diabetes erhöhen.  Daher rät das Bundesinstitut für Risikobewertung: Sie sollten Lebensmittel, die zusätzlich mit Eisen angereichert sind, sowie Eisenpräparate nur dann zu sich nehmen, wenn es medizinisch notwendig ist  - und nur nach Rücksprache mit dem Arzt oder der Ärztin.
 

Wie beeinflusst Eisen das Darm-Mikrobiom? 

Mehrere Untersuchungen zeigen, dass viele Menschen schon bei geringen Eisen-Mengen gesundheitliche Beschwerden bekommen – zum Beispiel Übelkeit, Bauchschmerzen oder Verstopfung. Der Grund: Ein großer Teil des Eisens wird vom Körper nicht aufgenommen und bleibt im Darm. Dort kann es das Gleichgewicht des Darm-Mikrobioms stören. 

Wie gut der Körper das Eisen aufnimmt, hängt davon ab, wie gut es verwertbar ist. Man spricht hier auch von Bioverfügbarkeit. Wird Eisen bereits im oberen Dünndarm gut aufgenommen, gelangt weniger davon in tiefere Darmregionen, wo es mit bestimmten Darmbakterien reagieren kann. Deshalb ist eine gute Bioverfügbarkeit wichtig.

Allerdings bilden bestimmte ungünstige Darmbakterien, also solche, die potenziell krank machen können, sogenannte Siderophore. Das sind stark eisenbindende Eiweißbausteine, genannt Oligopeptide. Sie helfen diesen "schlechten" Bakterien, auch fest gebundenes Eisen aus seinen Komplexen zu lösen und für sich zu nutzen. Damit verschaffen sie sich einen Vorteil gegenüber nützlichen Darmbakterien wie Lactobazillen und Bifidobakterien, die Eisen nicht verwerten können. Dadurch vermehren sich die schlechten Bakterien stärker, während die nützlichen zurückgedrängt werden. 

Auch Studien haben gezeigt, dass nach der Einnahme von Eisenpräparaten mehr problematische Keime im Darm zu finden sind, zum Beispiel Clostridien, Enterokokken, Escherichia coli und Salmonellen. Dieses Ungleichgewicht im Darm nennt sich Dysbiose

Unklar ist, ob genau dieses Ungleichgewicht hauptverantwortlich ist für die sehr unterschiedlichen Beschwerden, die viele Menschen nach der Einnahme von Eisenpräparaten entwickeln. Wahrscheinlich spielt es aber bei bestimmten Erkrankungen wie Durchfall, Magen-Darm-Entzündungen, Reizdarmsyndrom oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen eine Rolle. 

Durch das Eisen können auch bestimmte Bakterien angeregt werden, sogenannte methanogene Bakterien. Diese produzieren Methan, ein Gas, das die Darmtätigkeit verlangsamt. Das könnte erklären, warum viele Menschen nach der Einnahme von Eisenpräparaten über Verstopfungen klagen.

Warum lässt sich die Verträglichkeit von Eisenverbindungen so schwer einschätzen? 

Eisenverbindungen gibt es in vielen verschiedenen Formen, sowohl in Nahrungsergänzungsmitteln als auch in Medikamenten.Aktuell darf Eisen in Nahrungsergänzungsmitteln in 15 verschiedenen Verbindungen angeboten werden, etwa als Sulfat, Gluconat, Fumarat oder Lactat.

Hinzu kommen neue Formen wie Eisenhydroxid-Adipat-Tartrat, auch Nano-Eisen genannt, die erst vor kurzem als neuartige Zutaten zugelassen wurden und von denen man sich eine bessere Verträglichkeit erhofft. Außerdem enthalten auch viele Arzneimittel Eisenverbindungen. Diese Vielfalt macht es schwierig, allgemeingültige Aussagen zur Verträglichkeit und zur individuellen Eignung zu treffen. 

Was man auch weiß: Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder Reizdarm entwickelt sich häufig ein Eisenmangel. Wird in einer akuten Krankheitsphase Eisen gegeben, etwa als Nahrungsergänzungs- oder Arzneimittel, schädigt das wiederum die Darmwand, da Eisen zellschädigend wirkt.

Lactoferrin: Alternative zu Eisenpräparaten?

Einige Nahrungsergänzungsmittelanbieter empfehlen Lactoferrin. Es kommt natürlicherweise im Körper vor, bindet zum Beispiel im Blutplasma Eisen und sorgt so dafür, dass Krankheitserreger sich nicht mit Eisen versorgen können.

Lactoferrin ist ein Eiweiß, das aus Milch oder auch aus Colostrum gewonnen wird, also der Milch, die unmittelbar nach der Geburt produziert wird. Es enthält selbst kaum Eisen, kann aber Eisen aus der Umgebung binden.

Es entzieht damit einerseits den Darm-Mikroorganismen, die Eisen für ihr Wachstum benötigen, den nötigen Nährstoff. Gleichzeitig kann Lactoferrin Entzündungen im Körper verringern. Das ist wichtig, weil Entzündungen die Eisenaufnahme im Darm blockieren. Klingt die Entzündung ab, kann der Körper Eisen wieder besser aufnehmen. Unter ärztlicher Aufsicht könnten sie so weniger Eisenpräparate aufnehmen. Das wiederum wirkt sich auf die Verträglichkeit aus.

Derzeit gibt es noch keine festgelegte Höchstmenge für Lactoferrin in Nahrungsergänzungsmitteln oder angereicherten Lebensmitteln, vor allem für die längere Anwendung bei Kindern und älteren Menschen. Deshalb sind weitere wissenschaftliche Studien wichtig, um die langfristige Sicherheit von Lactoferrin besser beurteilen zu können.
 

Wie aussagekräftig sind Stuhluntersuchungen? 

Immer mehr Menschen bauen auf kommerziell angebotene Mikrobiom-Analysen. Die Zusammensetzung der Bakterien im Darm ist ohne Zweifel wichtig für die Gesundheit, doch die Aussagekraft der angebotenen Stuhltests, die angeblich gefährliche Bestandteile der Darmflora erkennen können, ist gleich Null. 

Zwar können bestimmte Fehlbesiedlungen nachgewiesen werden. Das betrifft aber nur wenige Erkrankungen, zum Beispiel eine Infektion mit Helicobacter pylori. Gesicherte medizinische Diagnosen sind mit den derzeit angebotenen Stuhlanalysen – egal wie wissenschaftlich sie daher kommen – nicht möglich. 


Quellen: 

BfR / Mikroco-Wissen: Eisen. Stand: 06.09.2023 

Nielsen P (2023): Nebenwirkungen der Supplementation. Einfluss von Eisen auf die Darmflora. MMW - Fortschritte der Medizin 165 (5): 20-22 

Rusu IG et al. (2020): Iron Supplementation Influence on the Gut Microbiota and Probiotic Intake Effect in Iron Deficiency—A Literature-Based Review. Nutrients 12 (7): 1993.

EFSA Panel on Nutrition, et al. (2024): Scientific opinion on the tolerable upper intake level for iron. EFSA Journal. European Food Safety Authority, 22(6), e8819.

Demir R et al. (2025): Lactoferrin: Properties and Potential Uses in the Food Industry. International Journal of Molecular Sciences, 26(4), 1404 

Malesza IJ et al. (2022): The Dark Side of Iron: The Relationship between Iron, Inflammation and Gut Microbiota in Selected Diseases Associated with Iron Deficiency Anaemia-A Narrative Review. Nutrients, 14(17), 3478 

Dentand AL et al. (2024). Current iron therapy in the light of regulation, intestinal microbiome, and toxicity: are we prescribing too much iron? Critical Reviews in Clinical Laboratory Sciences, 61(7), 546–558 

Ma Y et al. (2024): Unveiling the unique role of iron in the metabolism of methanogens: A review. Environmental Research, 250, 118495 

Storr M (2025): Vom Unsinn von Mikrobiomanalysen. MMW – Fortschritte der Medizin (1), 20.06.2025 

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