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Selbstoptimierung durch Superfoods: Mythos oder Wahrheit?

Pressemitteilung vom
Schneller gebräunt, besser bestückt, märchenhaft verschönt: Der Hype um Superfoods wie „Collagen-Kaffee“, „Busenpollen“ und „Gerstengras-Smoothies“ ist real. Doch was ist dran? Erzielen die Wunder(lebens)mittel sichtbare Erfolge? Oder wird hier mit Hoffnung Geld verdient? Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein (VZSH) erklärt, was hinter den Trends zur Selbstoptimierung steckt, ob eine Wirkung erwartbar ist, oder wann es sogar gefährlich werden kann.
Ein Matcha-Tee auf einer dunklen Fläche mit Blick von oben
Off

Über Social Media werden junge Verbraucherinnen und Verbraucher tagtäglich mit Informationen überschwemmt – auch mit Influencer-Werbung zu Ernährungstrends. Aus dem Körper wird ein Projekt, aus Gesundheit ein Ziel und die Nahrungsaufnahme Mittel zum Zweck. Superfoods und Nahrungsergänzungsmittel versprechen schnelle Erfolge für das perfekte Äußere – dabei spielt die Frage nach wissenschaftlichen Belegen für die Wirkung oder möglichen Gesundheitsrisiken oft keine Rolle.

„Busenpollen“ – darf’s ein bisschen mehr sein?

Natürliche Brustvergrößerung verspricht ein Social Media-Trend derjenigen, die sich täglich reichlich Blütenpollen gönnt. Verantwortlich für den Effekt sollen die darin enthaltenen Phytoöstrogene sein, die eine hormonähnliche Wirkung besitzen. Die empfohlene Verzehrmenge liegt bei zwei Teelöffeln Pollen täglich. Ob diese Menge für ein sichtbares Brustwachstum ausreicht, ist fraglich. Zudem sollten die gesundheitlichen Risiken von Blütenpollen nicht unterschätzt werden, denn sie besitzen allergenes Potenzial. Kristina Rerich, Ernährungsexpertin bei der VZSH, sagt dazu: „Die genaue Art der Blütenpollen in einem Produkt ist oftmals nicht bekannt. Besonders Menschen, die auf Bienen- oder Wespenstiche allergisch reagieren oder Allergien gegen Blütenpollen von Birke, Hasel oder Gräsern haben, sollten besser auf die Pollen verzichten.“ Unter Umständen können die Produkte Pyrrolizidinalkaloide enthalten, die potenziell krebserregend sind. Auch Wechselwirkungen mit Medikamenten sind möglich. Wer die Blütenpollen einnehmen möchte und Medikamente zu sich nimmt, sollte daher zuvor ärztlichen Rat einholen.

Bräune aus der Küche: Wie Möhren und Olivenöl den Bräunungsprozess beeinflussen – oder auch nicht

Karotten und Olivenöl gelten zu Recht als gesunde Lebensmittel und Teil einer ausgewogenen Ernährung. Als Superfoods eingesetzt sollen sie sogar die Hautbräunung unterstützen. Wie? Durch den hohen Gehalt an Beta-Carotin, einem fettlöslichen, tief-orangefarbenen Vitamin, kann der regelmäßige Verzehr großer Mengen Karotten die Haut gelblich-orange färben. Um eine Färbung wahrzunehmen, müssten täglich etwa 4-6 Karotten über mehrere Wochen hinweg gegessen werden. Wem das zu viel ist und deshalb auf Nahrungsergänzungsmittel mit Carotinoiden zurückgreift, sollte auf die Aufnahmeempfehlung achten. „Zu hohe Dosen an Beta-Carotin können nachweislich das Lungenkrebsrisiko bei bestimmten Personen wie starken Rauchern zusätzlich erhöhen“, so Rerich. Olivenöl wird ebenfalls nachgesagt, den Bräunungsprozess zu unterstützen. So soll durch die lichtreflektierende Wirkung die UV-Strahlung intensiviert und die Melaninproduktion anregt werden. Ob das eine schnellere und intensivere Bräunung der Haut bewirkt, ist bis dato nicht sicher wissenschaftlich belegt. Allerdings kann ein längerer Aufenthalt in der Sonne, kombiniert mit dem Auftrag einer dicken Schicht Olivenöl, zu hautschädigendem Sonnenbrand führen.

Kollagen, Matcha, Gerstengras – Schönheit aus dem Glas?

Für viele Influencer gehört ein Matcha-Tee oder „Glow-Coffee“ zum perfekt inszenierten Start in den Tag. Pulvern wie Matcha, Gerstengras und Kollagen werden zahlreiche Wirkungen nachgesagt, wobei die meisten davon keine wissenschaftliche Evidenz aufweisen.

Mit Kollagen-Kaffee gegen die Falten antrinken? Ein strafferes Hautbild verspricht bereits die tägliche Aufnahme kleiner Mengen Kollagenpulver im Kaffee. Zwar kann es die Elastizität der Haut unterstützen, eine optische Hautalterung jedoch nicht verhindern. Ein gesunder Lebensstil kann Vergleichbares erzielen, indem er die körpereigene Kollagenbildung anregt. 

Vorsicht: Echtes Kollagen ist immer tierischen Ursprungs und wird hauptsächlich aus Rind, Schwein oder Fisch gewonnen. Fischallergiker sollten daher unbedingt auf die Herkunft des Proteins achten. Außerdem kann Kollagen Nicotinsäure enthalten, die zu Gesichtsrötungen und Hitzewallungen führen kann.

Grüntee und Matchaeine konzentrierte Form des Grüntees, erfreuen sich weltweit großer Beliebtheit, so enthalten sie beispielsweise Antioxidantien wie Epigallocatechingallat. Diesen werden zahlreiche Wirkungen nachgesagt: Förderung der Gehirnleistung, verringertes Risiko an Alzheimer, Parkinson oder Krebs zu erkranken sowie die Unterstützung des Herz-Kreislaufsystems. Viele konsumieren Grüntee aufgrund seiner entspannenden und gleichzeitig konzentrationssteigernden Wirkung, die auf das L-Theanin im Tee zurückgeführt wird. Matcha enthält zudem viel Koffein. Zuviel Koffein kann jedoch zu Übelkeit, Abhängigkeit oder sogar Leber- und Nierenproblemen führen, weshalb die Ernährungsexpertin der VZSH empfiehlt, nicht mehr als zwei Tassen täglich zu sich zu nehmen. Gerade Schwangere und Stillende sollten auf die Menge achten und nicht zu viel davon trinken. Für Kinder ist der Konsum generell nicht zu empfehlen. 

Gerstengraspulver verspricht Haare wie Rapunzel. Die enthaltenen Mikronährstoffe und Antioxidantien sollen laut Influencern und Herstellern das Haarwachstum unterstützen, die Haar- und Hautgesundheit fördern und die Kollagenproduktion anregen. Sogar gegen Müdigkeit soll es helfen und durch das enthaltene Serotonin und Tryptophan das allgemeine Wohlbefinden und die mentale Gesundheit verbessern. „Allerdings wurde noch keines dieser Versprechen wissenschaftlich bewiesen“, sagt Rerich.

Vorsicht: Viele der Pulver enthalten Gluten. Um allergische Reaktion zu vermeiden, sollten Menschen mit Zöliakie die Pulver vorsorglich nicht verzehren. Bei Gerstengraspulver sind Wechselwirkungen mit Medikamenten – beispielsweise mit Blutverdünnern – möglich. 

Fazit

Zur versprochenen Wirkung vieler „Wundermittel“ fehlen wissenschaftliche Belege. Der Wunsch nach Selbstoptimierung kann zu einer ständigen Unzufriedenheit und einem ungesunden Perfektionsstreben führen. Infos zu ausgewogener Ernährung sowie zu Nahrungsergänzungsmitteln sind auf unseren Webseiten zu finden. Das Portal „Klartext Nahrungsergänzung“ bietet Information und ist Anlaufstelle für Beschwerden zu Inhaltsstoffen, Kennzeichnung oder auch unlauteren Geschäftspraktiken bezüglich Nahrungsergänzungsmitteln. Verbrauchern können hier auch auffällige Erzeugnisse melden.

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wiedergibt.
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